Neutralität

Sehr oft erlebt man in der Grenzwissen-Szene (und auch generell) verbissene Diskussionen um den eigenen Standpunkt, bzw. um Glaubenssätze. Denn selten basieren die Diskussionspunkte auf eigenen Erfahrungen, sondern stellen nur „Meinungen“ dar, die nicht durch einen Erkenntnisprozess entstanden sind. Man erlebt dabei zwei Schubladen: „Glauben“ und „Nicht-Glauben“. Wird beispielsweise ein neuer Erfahrungsbericht gepostet, oder eine vermeindlich paranormale Aufnahme, so liest man schnell undifferenzierte „Glaub ich!“ oder „Fake!“-Äußerungen. Jedoch hat man selten wirkliche Nachforschungen dahinter, sondern es wird sich der Wertung mit der größten, persönlichen Bequemlichkeit angeschlossen. Doch was bringt dieser reine Meinungsaustausch? Wo bringt es die Beteiligten weiter, außer dass es vielleicht eine zweifelhafte Unterhaltsamkeit bietet, da man „auch mal was sagen darf“, bzw. sich mit Bedeutsamkeit aufladen kann?

Zum einen könnte man das behandelte Thema unvoreingenommen im Rahmen der Möglichkeiten erforschen (ein Aufwand, der aber meist gescheut wird). Wenn dieses Thema jedoch (noch nicht) verifiziert / falsifiziert werden kann, bringt es keinen Fortschritt, sich um persönliche Glaubenssätze diesbezüglich zu streiten. Soll man es dann grundsätzlich fallenlassen und ignorieren? Ich denke nicht, denn wenn man nicht hinter den aktuellen Horizont blickt, hat man auch kein Substrat mehr, um neue Möglichkeiten und Schlussfolgerungen in Betracht zu ziehen (man beachte Einsteins Zitat „Fantasie ist wichtiger als Wissen“!). Es können dann keine Hypothesen bzw. Theorien mehr entstehen, die mögliche Erkenntniskanäle und Forschungsmethoden überhaupt erst ermöglichen. Doch wie gestaltet sich so ein neuer Erkenntnisprozess, wenn er zugleich wieder von dem Beharren auf eigenen Meinungen bzw. Glaubenssätzen blockiert wird?

An dem Punkt kommt das Prinzip der Neutralität ins Spiel. Diese setzt die Erkenntnis vorraus, dass es noch mehr Betrachtungsmöglichkeiten gibt, als „Wissen“, „Glauben“ oder „Nicht-Glauben“. Die Neutralität versteht sich hier als wertungsfreie Position des „Kann ich nicht wissen“, bzw. des „Kann sein, kann aber auch nicht sein“. Und doch ist es damit möglich, über ein Thema zu diskutieren bzw. Hypothesenarbeit leisten, ohne in den einen oder anderen Meinungspol zu rutschen, um dort unnötigerweise festzustecken. Es ist der dritte Pol zwischen Gewißheiten und Glaubenssätzen („Glaub ich nicht“ bzw. eine unfundierte Skeptiker-Meinung ist auch ein Glaubenssatz!). Von dieser neutralen „Superposition“ aus ist ein unbefangeneres, sinnvolleres und lösungsorientierteres Arbeiten an einer Thematik möglich.

Neutralität
Das Prinzip der Neutralität

Neutralität ist hier nicht mit Gleichgültigkeit oder Ignoranz gleichzusetzen, denn der Entwicklungsmotor wird am Laufen gehalten. Manchmal wird der Begriff „Neutralität“ leider auch vorgeschoben, um sich eben per genannter Gleichgültigkeit bzw. Ignoranz aus der Eigenverantwortung (z.B. einer Stellungnahme) zu ziehen. Oder es wird zur Kritik an der Neutralität benutzt, wenn das Prinzip nicht richtig verstanden wurde, oder unbequem ist.

Leider scheint die Konditionierung in der dualen bzw. „binären“ Denkweise in unserer Gesellschaft sehr stark zu sein, so dass das Prinzip der Neutralität selten angewandt oder verstanden wird. Dieser Umstand ist ein starker Hemmschuh der Entwicklung, welcher den „Anwender“ immer zwischen den Polen hin und her reißt, und somit keine Perspektive einnehmen läßt, aus der sich das zur Diskussion stehende Thema möglichst unvoreingenommen überschauen läßt. Siehe auch hier:

Gleichgewichtsprinzip (Parität)
Gleichtgewicht – Fluss – Ganzheit

Differenzierungsvermögen

Selbsterfahrung

Autor: Wingman

Ein Kommentar

  1. Im Prinzip ist es ja auch egal was jemand glaubt, oder nicht glaubt. Das interessiert auch niemanden. Es gibt Menschen die nach Wissen und Wahrheit streben und solche denen Wissen und Wahrheit egal sind. Wer nach Wissen und Wahrheit strebt, profitiert von allem und jedem, wer es nicht tut, kann von gar nichts profitieren. Denn alles was uns begegnet bringt uns nur weiter, wenn es auf „fruchtbaren Boden“ fällt. Wenn mir also jemand erzählt, oder wenn ich es im Internet lese, er habe dieses oder jenes erlebt, ist sein Erlebnis natürlich für mich irrelvant. Ob jemand etwas Bestimmtes erlebt hat, oder nicht, ob jemand eine bestimmte Fähigkeit besitzt, oder nicht, kann mir gleichgültig sein. Davon kann ich nicht profitieren und es kann mir auch nicht schaden. Aber es kann mich anregen, selbst etwas zu versuchen. Denn nur was ich selbst erlebe, selbst kann, kann ich beurteilen. Das alleine zählt. Natürlich kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen so ungefähr einschätzen ob das was jemand behauptet, auch möglich ist, oder nicht. Darüber hinaus versuche ich jedoch „neutral“ zu sein. Allerdings denke ich mir, dass es mir auch relativ egal ist ob mir jemand etwas glaubt, bzw. ob jemand mir gegenüber „neutral“ ist. Für mich macht es keinen Unterschied, ob mir jemand glaubt, oder nicht. Nur für mein Gegenüber macht es vielleicht einen Unterschied, weil es ihm möglich machen könnte, davon zu profitieren, oder eben auch nicht. Kommt aber darauf an, worum es gerade geht. 🙂

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