Die Anderswelt

Forum für traditionelle Herangehensweisen an grenzwissenschaftliche Phänomene.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
Amillea
Grenzenlosigkeit
Grenzenlosigkeit
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 4. Sep 2006, 17:01
17

Die Anderswelt

Beitrag von Amillea »

Die keltische Anderswelt Annwn (sprich A-noon) oder Annwyn ist in den keltischen Traditionen und Sagen das mystische Jenseits.

Bewacht wird die Annwn von weißen Hunden mit roten Ohren, die zu Arawn, dem König der Annwn gehören. Arawn ist der walisische Totengott, der aber weder gut noch böse ist. Er zeigt sich eher in einer neutralen Herrscherposition und fällt sein Urteil jedesmal aufs Neue.

Arawn war der Herrscher über die Anderswelt Annwn, einer paradiesischen Jenseitswelt.

Als Pwyll, der Herr des Landes Dyfed eines Tages auf der Jagd war entdeckte er eine fremde Hundemeute, die einen Hirsch jagte. Er scheuchte sie fort und hetzte seine eigenen Hunde auf den Hirsch. Als das Tier erlegt war, erschien eine grau gekleidete Gestalt (Arawn) und beschwerte sich wegen dieser Unhöflichkeit.
Um den Herrn der Annwn milde zu stimmen, bot Pwyll ihm an, ihn für ein Jahr in der Anderswelt zu vertreten. Als Arawn einwilligte, begann Pwyll sich Sorgen zu machen, was wärend seiner Abwesenheit mit seinem Reich passieren würde. Also bot Arawn ihm an, Platz und Gestalt zu tauschen. So schlossen beide einen Pakt und nahmen eine Jahr lang die Rolle des jeweils anderen ein.
Arawn ermahnte Pwyll eindringlich, den jährlichen Kampf gegen seinen Erzfeind Havgan nicht zu vergessen und ihn mit nur einem Hieb zu töten, da ein zweiter ihn wieder lebendig machen würde.
Als es Zeit wurde für den Kampf gegen Havgan, erinnerte sich Pwyll an die Warnung und tötete Havgan mit nur einem Schlag. Ausserdem verhielt er sich ehrenhaft und schlief das Jahr über nicht mit Arawn Frau, obwohl diese ihn für ihren Gatten hielt.
Als er dann nach einem Jahr zurück in sein Reich kam, stellte er erfreut fest, das Arawn weise und gerecht geherrscht hatte und es seinem Volk gut ging.
Daraufhin schlossen Pwyll und Arawn eine tiefe Freundschaft.


Die Annwn selber wird in verschiedene Städte und Landschaften unterteilt. Eine Aufzählung findet man hier.
Friedliche grüne Landstriche wechseln sich mit wildem, unwegsamen Land ab. Bewohnt werden diese Ländereien von allerlei Fabelwesen, wie zum beispiel von Elfen und Feen.
Auch die Zeit vergeht in dieser Welt nicht so wie in der unseren. Reisende, die unachtsam waren und durch ein Tor (zB eine Haselnusshecke oder eine Esche) in die Annwn gerieten, verbrachten dort nur einen Tag, aber wenn sie zurück kamen waren in der irdischen Welt 50 Jahre vergangen.
Trifft man in der Annwn auf Feen oder Elfen sollte man sich hüten etwas von ihnen anzunehmen, da jedes Geschenk eine Gegenleistung erfordert, die meistens mit einer Art Geiselhaft vergolten wurde.

Eine der vielen Mythen, die sich um die Annwn ranken ist der Kessel der Weisheit:

Ceridwen braute in ihrem Kessel den Trank der Erkenntnis. Ihr Sohn Gwion leckte seine Finger ab, auf die der Trank gespritzt war und er erlangte große Weisheit. Der Trank war aber für einen anderen bestimmt gewesen. Zur Strafe verschlang Ceridwen Gwion, der in ihrem Leib zu Taliesin wurde. So steht sie für Tod und Wiedergeburt

Auch die christliche Gralssage scheint ihre Wurzeln bei Ceridwens Kessel zu haben. Allein die Existenz des Kessels führte in der Vergangenheit viele Helden - so auch König Arthur - in Versuchung, nach Annwn zu reisen. Wäre es irgendeinem dieser Helden gelungen, den Kessel zur Oberwelt zurückzubringen, hätte er über magische Heilkräfte verfügt. Jeder Kranke oder Verwundete hätte nur hineintauchen müssen, um sofort seine Gesundheit zurückzuerhalten. Er hätte sogar länger leben können als seine Zeitgenossen.

Ankömmlinge wurde von Arawn freundlich willkommen geheißen und verloren ihre Ängste. Sie verbrachte eine friedvolle und schöne Zeit in Arawns Reichen, aber sobald sie die Gelegenheit ergriffen, den Kessel aus der Annwn zu schmuggeln, mussten sie unverrichteter Dinge die Annwn wieder verlassen.

Auch die sogenannte "Wilde Jagd", die in fast allen Kulturkreisen auftaucht, ist Bestandteil der keltischen Mythen.

Arawn zog mit seiner Meute wilder Hunde und einer Herrschar von Toten aus, um den weißen Hirsch zu jagen. Nebelschwaden umrankten ihn und die Seinen. Egal ob unwegsames Land oder grüne Auen, gnadenlos wurde der Hirsch gehetzt, bis er schließlich durch die Hand des Königs der Annwn starb.

Im Zuge der Christianisierung wurde Arawn zum Teufel und sein Reich zur Hölle.
Und wenn Sie mich suchen: Ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf. Genauer gesagt, auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik. Gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie. Also nur, falls Sie mich suchen.
(Bernd das Brot)

Just lost in meditation...
Benutzeravatar
Sherlock
Forscherdrang
Forscherdrang
Beiträge: 46
Registriert: Mi 7. Mär 2007, 14:47
17
Wohnort: Wien

Beitrag von Sherlock »

Aah.. keltische/walisische Mythen sind genial..und haben so einen ästetischen Charme.. (nordische Mythen allgemein..)
zB finde ich die Esche des Lebens, Yggdrasil, faszinierend.. Es hieß, Odin wäre 9 Tage und 9 Nächte lang, verletzt durch seinen eigenen Speer, vom Baum gehangen, bis er die Erleuchtung erlangt hat, welche ihm Macht in den '9 Welten' verlieh..
Das Konzept von einer Vielzahl an Welten/Dimensionen macht sich nun in der Quantentheorie bemerkbar.. Können eben noch eine Menge von unseren Vorfahren lernen..
'We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.' --Oscar Wilde
Benutzeravatar
Amillea
Grenzenlosigkeit
Grenzenlosigkeit
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 4. Sep 2006, 17:01
17

Beitrag von Amillea »

Gugu :)

Odin hat die Runen empfangen, als er neun Nächte an Yggdrasil hing. Anschließend kam dann noch Weisheit dazu, als er ein Auge gegen einen Schluck aus Mimirs Brunnen tauchte. (Link zur Runenkunde)
Und wenn Sie mich suchen: Ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf. Genauer gesagt, auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik. Gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie. Also nur, falls Sie mich suchen.
(Bernd das Brot)

Just lost in meditation...
Benutzeravatar
Sherlock
Forscherdrang
Forscherdrang
Beiträge: 46
Registriert: Mi 7. Mär 2007, 14:47
17
Wohnort: Wien

Beitrag von Sherlock »

Mhm ^^ Nicht zu vergessen, das Jahr Arbeit für den Riesen Baugi, um den Skaldenmet zu erhalten.. was wäre schließlich die Welt, ohne Poesie..
'We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.' --Oscar Wilde
Antworten