DEN KAMPF AUFGEBEN - von Paul Ferrini

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Chrysalis
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DEN KAMPF AUFGEBEN - von Paul Ferrini

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DEN KAMPF AUFGEBEN

von Paul Ferrini
aus 'Denn Christus lebt in jedem von uns'

Was in deinem Leben geschieht ist neutral, weder positiv noch negativ. Du legst fest, ob es positiv oder negativ, spirituell oder profan ist.
Alle deine Erfahrungen können von spiritueller Qualität sein, wenn du deine Liebe, Akzeptanz oder Vergebung hineinbringst. Selbst eine tödliche Krankheit, eine Vergewaltigung oder ein Mord kann durch die Kraft deiner Liebe transformiert werden.

Du meinst, du verstündest die Bedeutung der Ereignisse in deinem Leben. Nichts könnte mehr von der Wahrheit entfernt sein. Du verstehst nichts von dem, was geschieht, weil du allem deine eigene Bedeutung aufpfropfst. Wenn du die Bedeutung der Ereignisse in deinem Leben verstehen willst, mußt du aufhören, ihnen deine eigene Bedeutung überzustülpen. Laß die Situation einfach sein. Spüre sie ganz. Erlaube ihr, dir zu zeigen, warum sie in dein Leben gekommen ist.

Wenn du direkt bis zum Kern vordringen willst, dann frage dich: "Auf welche Weise hilft diese Situation mir, bedingungsloser lieben zu lernen? Was verlangt sie von mir, was soll ich geben, was halte ich noch zurück?" Diese Frage wird dich zum Kernn der Dinge bringen, weil sie deine Bereitschaft zeigt, die Situation als Geschenk und nicht als Strafe zu betrachten.

Solange du der Situation deine eigene Bedeutung überstülpst, wirst du sie immer als Bestrafung erleben - entweder als deine eigene oder als die eines anderen. So wirkt sich deine Angst auf alle Ereignisse in deinem Leben aus. Deine Angst verdammt dich und deine Mitmenschen. Sei nicht überrascht, wenn das geschieht. Es ist zu erwarten.

Versuche nicht, ohne Angst zu leben. Der Versuch, ohne Angst zu leben, ist die ängstlichste Haltung, die du dir vorstellen kannst. Erkenne die Angst einfach an und gehe hindurch, bis du am anderen Ende wieder herauskommst. Versuche nicht, frei von Urteilen über dich und andere zu leben. Sieh einfach die Verurteilung und geh hindurch, bis du zur Vergebung gelangst.

Die Tatsache, daß es eine Wahl gibt, bedeutet nicht, daß du derjenige sein solltest, der sie trifft. Sieh einfach die Wahlmöglichkeit und laß dich von deiner Bewußtheit hindurchführen. Es gibt nichts, was du tun kannst, um deine Erlösung herbeizuführen. In Wirklichkeit hält dich alles, was du tust, lediglich davon ab, zu sehen, was bereits da ist. Die Erlösung ist schon da. Du bist schon gerettet. Du brauchst deine Erlösung weder von mir noch von deinem Bruder noch von irgendeiner Kirche zu erkaufen.

Du praktizierst Vergebung nicht, um dir deine Erlösung zu erkaufen, sondern weil dir die Praxis der Vergebung hilft, hier und jetzt Erlösung zu erfahren. Du lernst, alles, was auf dich zukommt, als Geschenk anzunehmen, nicht, um bei Gott Punkte zu sammeln, sondern weil dieses Annehmen dich daran erinnert, daß jetzt nichts verkehrt ist und daß noch nie irgend etwas verkehrt war. Du lernst, genau auf jene Momente zu achten, in denen du anfängst, dich zu verschließen und Menschen zurückzuweisen, weil du weißt, daß es sich besser anfühlt, weich, empfänglich und offen zu bleiben.

Deine ganze Spiritualität ist nur in diesem Moment lebbar. Sie hat nichts mit irgend etwas zu tun, das du in der Vergangenheit gedacht oder gefühlt hast. Sie zeigt sich jetzt, in diesem Moment, in den augenblicklichen Gegebenheiten. Du erlebst nur dann Dunkelheit und Mangel, wenn du die Situation ablehnst, mit der du im Augenblick konfrontiert wirst. Wenn du die Situation einfach siehst und dankbar dafür bist, erlebst du nichts als Freude.

Versuche nicht aus der Dunkelheit herauszukommen. Versuche nicht, zur Freude zu gelangen. Diese Bewegung findet ganz von selbst statt. Sei einfach bereit, mit dem Strom zu schwimmen, und laß dich von dieser Bereitschaft tragen.

Das meiste, was du auf eigene Faust zu tun versuchst, wird fehlschlagen, weil du nicht weißt, wer du wirklich bist. Dein Selbstbild ist eingeschränkt. Du kennst oder spürst das Ausmaß von Gottes Liebe nicht. Du glaubst, daß irgendwann irgend etwas in dir kaputtging oder daß dir vielleicht ein paar Teile fehlen. Aber das ist nicht wahr. Dir fehlt nichts, und nichts ist kaputtgegangen. Du bist ganz - in diesem Augenblick.

Viele von euch beschäftigen sich mit Reichtumsbewußtsein, und doch scheint das, was ihr tut, nicht zu gedeihen. Warum? Weil ihr euren wahren Wert nicht kennt. Würdet ihr euren wahren Wert kennen, hättet ihr nicht das Gefühl, daß etwas in eurem Leben fehlt. Ihr wäret dankbar für alles, was ihr habt. Die Wahrheit ist, daß jeder Gedanke gedeiht. Jeder Gedanke, den du denkst, bringt seine Energie - positive oder negative - in die betreffende Situation ein. Negative Gedanken gedeihen genauso gut wie positive, und weil deine Gedanken eine Mischung aus positiven und negativen Gedanken sind, spiegelt deine äußere Situation beides wider.
Es wird dir jedoch nicht gelingen, negative Gedanken zu verbannen, indem du dich auf positive konzentrierst. Im Gegenteil, je mehr du dich auf die positiven Gedanken konzentrierst, desto mehr Macht gibst du deinen negativen Gedanken. Diesem Paradoxon kannst du nicht entkommen.

Deshalb kannst du all deine Affirmationen vergessen. Sie sind nur Hokuspokus. Hör auf, deine negativen Gedanken verändern zu wollen. Sei dir ihrer einfach bewußt. Sei dir der mit ihnen verbundenen Gefühle bewußt, und laß dich von deiner Bewußtheit führen.

Wie willst du lernen, dich vom göttlichen Gesetz führen und tragen zu lassen, wenn du stets in sein Wirken eingreifst? Ich sage dir, du kannst dich nicht selbst in Ordnung bringen. Dein Versuch, dich selbst in Ordnung zu bringen, spaltet dein Bewußtsein nur noch mehr.

Vielleicht scheint es, als würde ich dir zwei gegensätzliche Dinge sagen, aber das ist nicht der Fall. Ich sage dir, daß dein Leben nur die Bedeutung hat, die du ihm gibst, und daß du wählen kannst, ob du ihm eine positive oder eine negative Bedeutung gibst. Und ich sage dir auch, daß jede Bedeutung, die du ihm gibst, eingeschränkt ist. Beide Aussagen sind wahr.

Wenn du deine Gedanken beobachtest, wird dir bewußt daß ein Teil von dir ein Ergebnis wünscht und ein anderer ein anderes. Du hast das Gefühl, dich für eine dieser beiden Möglichkeiten entscheiden zu müssen, und das verursacht Druck und Konflikte. Einen inneren Konflikt kannst du nicht dadurch lösen, daß du dich für eine von zwei gegensätzlichen Positionen entscheidest. Das wird den Konflikt nur verstärken. Vielmehr löst du den Konflikt auf, indem du beide Positionen akzeptierst. Mit anderen Worten, du akzeptierst die positiven und die negativen Gedanken gleichzeitig, ohne das eine als "besser" zu betrachten als das andere. Dies ist ein Akt der Liebe.

Liebe überwindet jede Form von Dualismus. Liebe wählt nie eine Seite. Sie akzeptiert stets, daß beide Seiten ihre Gültigkeit haben. Du glaubst, daß du zwischen richtig und falsch wählen mußt. Aber bist du oder ist irgend jemand anders in der Lage zu bestimmen, was richtig und was falsch ist? In dem Moment, in dem du glaubst, du wüßtest es, hast du den Faden der Wahrheit verloren.

Versuche also nicht zu wählen. Du weißt nicht, was die Wahrheit ist und was die Unwahrheit. Heiße nicht eine Seite willkommen und weise die andere zurück. Heiße sie beide willkommen oder keine. Sei neutral, und du wirst dem Leben begegnen, wie es ist. Solange du nicht an diesen Punkt der Neutralität gelangst, wirst du fortfahren, allem, was in deinem Leben geschieht, deine eigene Bedeutung überzustülpen, und wirst immer irgendeinen Aspekt von Mangel oder Bestrafung entdecken, weil du deinen eigenen Wert nicht kennst. Verstehst du, was ich sage? Selbst wenn es an dir irgend etwas gäbe, das in Ordnung gebracht werden müßte - und damit sage ich nicht daß dies der Fall ist -, wüßtest du nicht, wie du es in Ordnung bringen solltest. Wenn du kaputt bist, wie kannst du dich dann selbst reparieren? Wie kannst du Ganzheit herstellen, wenn du innerlich zerrissen bist? Nur das, was nicht zerbrochen ist, kann seine Ganzheit erfahren.

Verstehe, daß jetzt in diesem Augenblick an dir oder deinem Leben nicht das geringste verkehrt ist. Alles ist, wie es sein sollte. Jetzt, in diesem Augenblick, bist du absolut geliebt.

Hast du Schmerzen oder Probleme? In Ordnung. Aber dennoch bist du absolut geliebt. Die Vorstellung, daß dich dein Schmerz von der Quelle der Liebe abschneidet ist nichts als eine Vorstellung, die du der Situation übergestülpt hast. In Wahrheit schneidet dich nichts von der Liebe ab, außer deinen eigenen Glaubensmustern. Und das ist der eigentliche Grund, warum du leidest. Du leidest, weil du denkst und fühlst, daß du von der Liebe abgeschnitten wurdest.

Du verdrehst die wahrheit der Situation. Du machst die Ursache zur Wirkung und die Wirkung zur Ursache. Das ist deine Angst in Aktion. Verstehe es, damit du darüber hinausgehen kannst. Vertiefe deine Wahrnehmung, dein Verstehen. Sieh dein ganzes Ego-Drama als das, was es ist.

Verstehe, daß du deine Erfahrung der Welt durch deine eigene Angst selbst erschaffst. Aber verurteile dich deswegen nicht. Akzeptiere, was du siehst, und laß es sich von selbst verändern. Wenn du die Welt in ihrer absoluten Neutralität siehst, wirst du verstehen, daß sie nur existiert, um dir als Mittel für deinen eigenen Lernprozeß zu dienen.

Ich will dich nicht mit Konzepten verwirren, aber du mußt verstehen, wie deine eigene Angst die Wahrheit verdreht. Sie läßt dich zum Opfer der Welt werden, und das ist nicht die Wahrheit. Als Opfer wirst du niemals deine kreative Kraft oder deine wahre Identität in Liebe erkennen.

Spiele nicht die Rolle des Opfers. Das ist ein sinnloses Spiel, ein Spiel mit Spiegeln. Dejenige, der sich Übergriffe auf dich erlaubt, ist nur eine Spiegelung deines eigenen Mangels an Selbstwertgefühl. Du hast seine Anwesenheit in deinem Spiegel selbst hervorgerufen. Steh auf, gestehe deinen Selbsthaß ein, und laß den anderen innerlich frei.

Groll gegen ihn zu hegen wird dir nicht helfen. Ihn zu bestrafen, wird dir kein besseres Gefühl geben. Laß diejenigen, die dich schlecht behandeln, in Frieden ziehen. Bete für sie und segne sie. Binde sie nicht mit Rachegedanken an dich, sondern entlasse sie mit Worten der Liebe und Ermutigung. Wisse, daß du dich selbst befreist, indem du sie freiläßt.

Ich kann euch von der Macht der Vergebung predigen, aber ihr werdet nie wissen, wie groß diese Macht ist, solange ihr sie nicht selbst erfahren habt. Die Bereitschaft, sich selbst zu vergeben und andere vom eigenen Urteil zu befreien, ist die stärkste Kraft, die ihr in dieser Verkörperung erfahren könnt. Die einzige Macht, die noch größer ist, ist die Macht der Liebe selbst. Und ohne die Geste der Vergebung, die den Schleier der Angst zerreißt, bleibt die Macht der Liebe gezügelt.

Fasse dir ein Herz, mein Freund. Jedesmal wenn du vergibst, entfernst du eine Schranke, die du selbst vor deiner Fähigkeit zu lieben aufgebaut hast. Jedesmal wenn du vergibst, wird die Liebe in dir wachgerufen, und deine Fähigkeit, diese Liebe weiterzugehen, wächst. Das ist der Zweck dieser Reise. Widme dich ihm, und du wirst dein Ziel nicht verfehlen. Du kommst nach Hause.
Finde dich, sei dir selber treu,
lerne dich verstehen, folge deiner Stimme,
nur so kannst du das Höchste erreichen.
---Bettina von Arnim---
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