Freier Wille?

Wie entwickelt man das eigene Bewusstsein weiter? Kritische Betrachtungen und Selbstreflexionen. Diskussionen über Philosophie, Psychologie, Alltagserfahrungen, neue Perspektiven.
Antworten
General Pepper

Freier Wille?

Beitrag von General Pepper »

Wenn es dieses Thema schon gibt... Ich habe gesucht nach "Freier Wille" und kein thread über das Thema gefunden.

Hirnforscher behaupten ja entdeckt zu haben in ganz zweifelsfreien Experiemten, dass der nicht vorhandenen freie Wille gar keiner ist.

Hier ein Artikel dazu: http://www.stern.de/wissen/mensch/hirnf ... 17174.html

Es geht darum, dass man denkt man wäre sich der Entscheidung bewusst und hätte sie selbst getroffen, aber ein paar Sekunden bevor man das denkt, war das ausschlaggenbende Signal im Gehirn dafür schon vorhanden. Das Gehirn kontrolliert also uns und nicht umgekehrt.

SIEBEN Sekunden..... Wenn man in einer Sekunde eine bewusste Entscheidung trifft mit zwei Möglichkeiten (rechts oder links), wissen die Wissenschaftler schon 7 Sekunden vorher welche das sein wird.
Das spricht ganz klar gegen den freien Willen, denn selbst wenn man sich 100% sicher ist, dass eine Entscheidung jetzt bewusst und frei ist, ist sie es nicht.


Das Gehirn kontrolliert also uns und man denkt nur... es entsteht die Illusion der freie Entscheidungswahl.
Man könnte sagen als Mensch ist man ein Bio-roboter.

Stimmt das oder gibt es da noch Lücken?
Benutzeravatar
Wingman
Administrator
Administrator
Beiträge: 4165
Registriert: Mo 4. Sep 2006, 00:00
17
Wohnort: Zeit/Raum-Illusion
Kontaktdaten:

Beitrag von Wingman »

Sehr interessantes Thema! Ich würde sagen, da gibt es Lücken, denn es wird natürlich wieder das Vorhandensein eines körperlosen Bewußtseins (oder wenigstens von non-lokalen Quantenphänomenen) rausgelassen.

Theorie #1: Wenn wir davon ausgehen, dass das Gehirn nur der "Uplink" zum Bewußtsein ist, müssen Befehle des Bewußtseins ja erstmal auf die physische Ebene hinab "diffundieren". Das könnte erklären, warum ein Impuls schon im Gehirn messbar wird, bevor wir uns dessen im Wachbewußtsein (was bedeutet, das viele Filter im Gehirn durchlaufen werden) bewußt sind. Unser nicht-physisches Bewußtsein ist quasi der Benutzer, während das Gehirn unser Computer ist. Eingabe => Verarbeitung => Ausgabe. Und was gemessen und anschließend als bewußte Entscheidung gespürt wird, ist die Ausgabe. Dies schließt jedoch keinen freien Willen aus, denn wir sind immer noch am Steuer. Es erscheint nur auf rein physischer Ebene vorherbestimmt. Interessant wird es ja in anderen Bewußtseinszuständen, wo das Denken sehr viel direkter, und völlig unmittelbar wird, wohingegen wir hier immer eine Verzögerung haben.

Theorie #2: Der Versuchsaufbau des Experimentes ist suggestiv, denn er erzeugt im Unterbewußtsein der Probanten schon eine gewünschte Zielrichtung. Die Messung erfolgt in dem Moment, als die Entscheidung im Unterbewußtsein schon getroffen wurde, aber braucht noch kurze Zeit, bis sie sich im Wachbewußtsein manifestiert. Es wird aus dem falschen Anschein heraus Ursache mit Wirkung vertauscht. Ein Beweis für den freien Willen wäre, etwas völlig Unerwartetes zu tun, das den Versuchsanordnungen widerspricht. Wie wird das gemessen? Vermutlich ist das im Versuchsaufbau nicht messbar (sonst müßte man ja quasi wortwörtlich den Gedanken rauslesen), und damit ist das Experiment unzureichend.

Interessant sind auch die Leserkommentare unter dem Artikel. Vor allem das mit der Borniertheit der Gehirnforscher scheint ein weit verbreiteter Aspekt zu sein *g*.

Ernster ist aber z.B. die Frage, ob aufgrund dieser "Ergebnisse" grundsätzliche Dinge neu bewertet werden müßten. Es gab z.B. schon vor Jahren die Diskussion (und auch schon diese Experimente), ob Straftäter überhaupt noch schuldfähig wären, wenn sie doch keinen freien Willen hätten.

Obwohl mir da manche aus spiritueller Sicht widersprechen, denke ich, das jedes Wesen eine freie Wahl hat. Diese kann zwar durch verschiedenste Einflüsse beeinträchtigt und gebogen werden, aber letztlich wird die stärkste Instanz der Wille sein, wenn er 100% genutzt wird (an aller Manipulation und eigener Unbewußtheit bzw. selbstauferlegter Unwilligkeit vorbei). Interessant wird die Frage natürlich bei hauptsächlich instinktgelenkten Tieren. Hängt der freie Wille also von der Bewußtheit an sich ab? Oder davon, was das "Kernselbst" momentan für am naheliegendsten und nutzbringendsten hält?

Blödes Beispiel: Eine willensschwache Person fällt naiv auf jedes Versprechen jeder Art rein (z.B. zielgerichtete Werbung). Die selbe Person könnte aber damit so oft auf die Schnauze fallen, das sie irgendwann lernt, ihren Willen zu gebrauchen, und sich quasi von den Einflüssen immunisiert. Es muß sich dazu aber bewußt entschieden werden; entweder der Herr seines Geistes sein, oder sich weiter unbewußt durch die Gegend steuern lassen. Und das ist z.B. für mich der beste und spürbarste Beweis für den freien Willen, denn diese Veränderung kann IMHO nur von einem selbst ausgehen, nicht von einem Gehirn, das Würfel spielt.

Aber wie man sieht, wenn man alle denkbaren Aspekte bei dem Thema berücksichtigen will, wird es äußerst kompliziert bis undurchschaubar (erinnert mich an die Chaos-Theorie). Und dafür reichen solche bescheidenen Experimente sicherlich nicht mehr aus.
Selbsterfahrung - der kleine, aber feine Unterschied zwischen Wissen und Weisheit.
- Wingman (2013)

T-R-P-a-RV™ (Temporal-Reversives-Prädestinationsparadoxes asoziatives Remote Viewing) :P
Benutzeravatar
Alienfriend
Inkarnation
Inkarnation
Beiträge: 241
Registriert: So 6. Mai 2007, 23:12
16
Wohnort: Essen

Beitrag von Alienfriend »

Freier Wille?
Ganz ehrlich....?

In der Theorie ja, in der Praxis (meist) nein.

In der grauen Theorie spiritueller und/ oder religiöser Texte hört sich das alles ganz toll an.
Ist es aber nicht, wenn wir uns (gezwungenermaßen) in die alltägliche Praxis dieses Planeten Erde begeben.
Hier wird schnell klar, dass es zwischen Theorie und Praxis eine eklatante Differenz gibt.
Freier Wille hat ganz viel mit Wahlmöglichkeiten zu tun. Passablen Wahlmöglichkeiten.
Wenn ich die Lebensumstände von vielen Menschen auf diesem Planeten betrachte, gerade in vielen armen Ländern, dann muss ich einfach zu dem Schluss kommen, dass der Begriff des freien Willens ad absurdum geführt wird.
Wenn Menschen lediglich zwischen "Pest" und "Cholera" wählen können, dann ist das doch kein freier Wille, oder?
Für mich heisst freier Wille mein Leben so leben zu können, wie ich es für richtig halte, Entscheidungen treffen zu können, die mich weiterbringen. Wenn aber - theoretisch - für mich nur nachteilige Wahlmöglichkeiten bestehen, zwischen denen ich wählen MUSS, weil es sonst nicht weitergeht, dann ist das eindeutig Zwang und kein freier Wille.

So, das waren in Kürze meine 2 Cent.
Vermutlich werden das ganz viele ganz anders sehen, aber das ist in Ordnung so... :D
Deep - space - overdose
Frei und zügellos
Deep - space - overdose
Verloren - rettungslos

"A new starsystem has been explored"
- Wolfsheim -
Benutzeravatar
Wingman
Administrator
Administrator
Beiträge: 4165
Registriert: Mo 4. Sep 2006, 00:00
17
Wohnort: Zeit/Raum-Illusion
Kontaktdaten:

Beitrag von Wingman »

Alienfriend hat geschrieben:Vermutlich werden das ganz viele ganz anders sehen, aber das ist in Ordnung so... :D
Ich sehe es genauso, und da kommen wir zur Mißachtung des freien Willens. Ein universelles Gesetz soll ja sein, den freien Willen anderer zu respektieren, und nicht zu unterdrücken, solange dieser freie Wille keine Tat beinhaltet, die den freien Willen wiederum anderer unterdrückt. Aber das wird hier auf der Erde ja gewaltig gebrochen. Und so makaber es klingt; es ist für mich noch ein Beweis für die Existenz des freien Willens, eben weil er vorsätzlich gebrochen wird. Sonst würden wir entweder alle automatisch nach dem kategorischen Imperativ funktionieren, oder nicht mehr existieren.

Dass es unnatürlich und letztlich destruktiv für das Gesamtgefüge ist, sieht man ja an den Symptomen. Nur warum wird der freie Wille vorsätzlich gebrochen? Was treibt die Menschen dazu, einen solchen Kontrollwahn zu haben? Und da wirds warscheinlich so richtig kompliziert...
Selbsterfahrung - der kleine, aber feine Unterschied zwischen Wissen und Weisheit.
- Wingman (2013)

T-R-P-a-RV™ (Temporal-Reversives-Prädestinationsparadoxes asoziatives Remote Viewing) :P
Benutzeravatar
Amillea
Grenzenlosigkeit
Grenzenlosigkeit
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 4. Sep 2006, 17:01
17

Beitrag von Amillea »

Mein Gehirn gehört zu mir. Und wenn es 7 Sekunden, bevor ich es weiß, eine Entscheidung trifft, habe ich die trotzdem selber getroffen. Versteht einer, was ich meine?
Und wenn Sie mich suchen: Ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf. Genauer gesagt, auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik. Gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie. Also nur, falls Sie mich suchen.
(Bernd das Brot)

Just lost in meditation...
General Pepper

Beitrag von General Pepper »

Mich macht halt auch einfach stutzig, dass man mit remote viewing auch in die Zukunft sehen kann. Das ist doch so oder?
Wenn ja, dann müsste wirklich alles vorherbestimmt sein und wir würden nur noch das abarbeiten was schon längst fest steht. Der freie Wille wär somit zwar da, aber wir entscheiden uns immer für das was wir wollen und das ist im Prinzip auch vorherbestimmt durch unseren Willen. Wir bestimmen zwar alles und es kommt drauf an wie wir reagieren, aber auch Chaos Effekte sind berechenbar oder?
Ich meine es muss doch nur ein einziges mal geklappt haben, dass jemand wirklich in die Zukunft schaut und schon ist es klar, dass alles mehr oder weniger vorherbestimmt ist.

Eigentlich "weiß?" ich mein freier Wille ist da und er bleibt auch frei nur bei manchem Überlegungen kommen mir einige Zweifel.
Benutzeravatar
Wingman
Administrator
Administrator
Beiträge: 4165
Registriert: Mo 4. Sep 2006, 00:00
17
Wohnort: Zeit/Raum-Illusion
Kontaktdaten:

Beitrag von Wingman »

Beim Remote Viewing kann man Tendenzen sehen. Bei Dingen, die quasi fast unausweichlich so kommen müssen, auch schonmal was sehr klares. Aber im Prinzip gilt (meines Wissens nach), das die Zukunft nicht vorherbestimmt ist. Wir gestalten sie alle mit, weil wir den freien Willen haben (den müßte man halt auch mal nutzen *g*). Es kommt uns zwar nicht immer so vor (wegen der Systemträgheit großer Bewußtseinsmassen), aber den Effekt gibt es definitiv. Ein gutes Beispiel ist der "Verne-Effekt"; die Mondlandung mußte sich auch erst in der Fantasie ausgemalt werden, bevor sie 80 Jahre später Realität wurde. Umgekehrt gehts nicht.

Aus einer AKE-Perspektive scheint die Zeit in der Form sowieso nur eine Illusion zu sein, und alles geschieht gleichzeitig. Wir erleben es nur wie einen linearen Zeitverlauf, weil wir mit unserem Körper (so wie alle physischen Dinge) in einem bestimmten Zeitverankerungspunkt stecken. Dieser ist quasi ein notwendiges Betriebselement in der großen Simulation, die wir Raum und Zeit nennen.

Dennoch denke ich nicht, das jedes Detail vorherbestimmt ist, sondern sich diese Zeitlinie (auch aus der Gleichzeitigkeit betrachtet) ständig verändert. Wie eine Schwingung, an der wir alle ständig rummodifizieren, und so das gestalten, was aus unserer Sicht als Zukunft in die Gegenwart einfließt. Klingt zuerst abstrakt und paradox, aber aus einer anderen Sichtweise ergibt es wiederum Sinn, denke ich.
Selbsterfahrung - der kleine, aber feine Unterschied zwischen Wissen und Weisheit.
- Wingman (2013)

T-R-P-a-RV™ (Temporal-Reversives-Prädestinationsparadoxes asoziatives Remote Viewing) :P
Ramsay Bolton
Multi-Inkarnation
Multi-Inkarnation
Beiträge: 450
Registriert: Do 28. Dez 2017, 01:12
6

Beitrag von Ramsay Bolton »

Ich behaupte folgendes:

Es gibt mögliche, zukünftige Ereignisse und damit verbundene Eintrittswahrscheinlichkeiten. Diese Eintrittswahrscheinlichkeiten können zwischen >=0%
und/ oder <=100% liegen. Mit dem freiem Willen, kann man fast alle Eintrittswahrscheinlichkeiten beeinflussen. Formuliert man nur schwammige Absichten und handelt nur halbherzig oder undurchdacht, hat es kaum Auswirkungen. Zudem können Ängste die Eintrittswahrscheinlichkeiten für Krankheiten oder andere negative Ereignisse erhöhen.

Formuliert man hingegen klare, kraftvolle Absichten und handelt stringent, können bestimmte Eintrittswahrscheinlichkeiten zielführend beeinflusst werden. Vollführen ganze Gruppierungen von Menschen bestimmte Absichten, steigt die Beeinflussung der Eintrittswahrscheinlichkeiten mit dem Faktor der Anzahl an Menschen dieser Gruppierungen exponentiell, da sich die Menschen auch gegenseitig bestärken.

Auf der anderen Seite ist der Nachteil künstlicher Realitäten die Fehleranfälligkeit, die durch den Konsens, Schnittmengen oder Konvergenzen von Aktionen im Alltag bzw. in der Natur ensteht. Es gibt durchaus tagtäglich Zufälle wie beispielsweise Autounfälle, die teilweise gar nicht zu verhindern sind. Ein krasses Beispiel sind Meteoriteneinschläge, Naturkatastrophen, einem flieg ein Flugzeug in's Auge und so weiter. Deshalb sollte man in solche Vorfälle auch nichts hineininterpretieren bzw. glauben, man hätte irgendwas falsch gemacht.
Antworten