Selbstgespräche (Teil 3)

Wie entwickelt man das eigene Bewusstsein weiter? Kritische Betrachtungen und Selbstreflexionen. Diskussionen über Philosophie, Psychologie, Alltagserfahrungen, neue Perspektiven.
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Bazur
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Selbstgespräche (Teil 3)

Beitrag von Bazur »

Hallo Thetawavers,

wieder einmal ist es Zeit für eine weitere Folge der Artikelreihe "Selbstgespräche". Im letzten Artikel haben wir uns damit beschäftigt, welche Formen der Autokommunikation es gibt und haben und angesehen, wie man die selbststeuernde Art umsetzt.
Dabei haben wir festgestellt, dass die Kommunikation mit dem Unterbewusstsein schon beim ersten Schritt eine kleine Hürde beinhaltet. Diese Hürde wollen wir heute überwinden.

Unser Unterbewusstsein verfügt über keine verbale Kommunikation, sondern drückt sich über Emotionen, Farben, Bilder, Geräusche, Erinnerungen etc. aus. Diese Tatsache kann etwas irritierend sein, wenn wir unserem inneren Ich eine klare Antwort abverlangen. Aus der Antwort "Ja" oder "Nein" wird ein scheinbar undefinierbares Gewirr aus Eindrücken. Bei komplexeren Antworten ist es umso leichter die Übersicht zu verlieren. Dennoch ist einzig dieses Datenchaos der Indikator dafür, dass wir uns tatsächlich mit unserem Unterbewusstsein unterhalten.

Der nächste Schritt ist es, die Eindrücke bzw. die Antwort des Unterbewusstseins zu übersetzen.
Die einfachste Art ist es, sich vor dem Schlaf auf eine Fragestellung oder einen Dialog mit dem Unterbewusstsein zu konzentrieren. Anstatt nur eine Frage zu formulieren wie in unserem Beispiel des letzten Artikels "Warum kann ich "das" nicht?", kann man sich überdies dazu äussern, warum man "das" können möchte, Welche Erfahrungen man mit diesem "nicht können" gemacht hat. Sich also emotional bei sich selbst zu entladen. Am nächsten Morgen treten in neunzig Prozent aller FälleTraumerinnerungen auf, welche sich mit der Temathik des Vorabends beschäftigen.

Definieren wir das "nicht können" als z.B. die Unfähigkeit vor einer Gruppe ein mündliches Referat zu halten, dann wird sich der Traum zumeist wie folgt aufteilen:
Zunächst bekommt der Träumer den Auftrag zu referieren. Im Anschluss folgen scheinbar unabhängige Traumsequenzen. Dann steht der Träumer plötzlich vor der Gruppe und hält das Referat um im Anschluss die Konsequenz dessen zu erfahren (meistens negativer Natur).
Schaut man sich den Traum in der Aufteilung an, stellt man fest, dass vor der Umsetzung der Sache die man scheinbar nicht kann, stets eine unabhängige Traumsequenz eingebaut ist. So könnte man kurz vor dem Referat von einer Sitation aus der Vergangenheit träumen.
Dies sind in den seltesten Fällen unabhängige Träume, sondern gehören zum (in diesem Fall) Referat-Traum dazu. Sie beinhalten die realen Ursachen des "nicht könnens".
Wir sehen also, dass sich das Unterbewusstsein auf seine eigene Art sehr deutlich äussert. Wir müssen nur lernen genauer hinzuhören, was es uns vermitteln will.

Unser Unterbewusstsein drückt sich stets ungefiltert aus, denn das Unterdrücken von unter anderem Emotionen obliegt unserem Bewusstsein. Daher kommt es, dass Traumsituationen im Vergleich zu Alltagssituationen sehr krass sind. Wo wir im Alltag einen verbalen Streit ausfechten, dort kommt es im Traum zu einem körperlichen Kampf, wo wir normalerweise nur Nervosität verpüren, dort stellt sich der Traum als eine Verfolgungsjagd dar. Unser Bewusstsein schwächt alle unbewussten Eindrücke um mehr als die Hälfte ab. Das zeigt uns, dass uns viele Dinge im Inneren weit mehr bewegen, als wir es nach aussenhin zeigen und selbst wahrnehmen.

Nun möchte man aber nicht immer schlafen gehen müssen, wenn man eine Antwort aus seinem Unterbewusstsein erwartet. Im Idealfall möchte man die Kommunikation mit dem innerem Ich in den Alltag einbauen. An dieser Stelle wollen wir uns die Technik ansehen, welche im letzten Artikel angekündigt wurde:

Die "Cocktail"-Technik

Diese Technik wurde 2006-2011, vom Autor entwickelt und vielfach von Probanten getestet.
Der Name "Cocktail" ist sowohl vom Schweifgefieder des Hahns, welches aus bunten Federn aus einer Lokation besteht, als auch vom Getränk, dass verschiedene Komponente beinhaltet und so einen gemeinsamen Geschmack bildet, inspiriert.
Sie stellt dar, wie das "Gemurmel" des Unterbewusstseins entschlüsselt werden kann.

Gehen wir von der Situation aus, die im letzten Artikel dargestellt wurde.
Der Probant stellt bewusst eine Frage an sein Unterbewusstsein.
Nach dem der Probant sich in das Unterbewusstsein hineinversetzt, spürt er als Reaktion auf die Frage ein Gewirr aus Eindrücken im inneren Ich. (hier als blaue Kugel dargestellt)

Bild

Lautet die Frage: "Warum kann ich mich nicht entspannen?" (Beispielsituation!), betrachten wir das Gemurmel unseres Unterbewusstseins genauer. Wir werden schnell feststellen, dass dieses Gemurmel sich aus verschiedenen Eindrücken, Emotionen, Bildern zusammensetzt.
Damit wir nicht im Chaos untergehen, suchen wir uns zunächst die 3-4 stärksten Eindrücke heraus.
Je nach dem, welche Ausgangsfrage gestellt wurde, können diese, verschiedenste Gefühle sein.
Bei Entspannungsproblemen,könnten die stärksten Gefühle, Aufruhr, Müdigkeit und Beklemmung sein (grüne Kugeln).

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Wir erkennen ggf. Schon beim ersten Schritt, dass das Wort "Enspannung" im Unterbewusstsein Emotionen hevorruft, die absolut nichts mit dieser zu tun haben. Aufruhr und Beklemmung sind demnach Komponente die vom Unterbewusstsein als Störfaktoren definiert werden.
Damit wir auch definieren können, woher diese Eindrücke stammen, wählen wir eines der beiden Eindrücke und betrachten diesen wiederum, zum Beispiel zuerst die Beklemmung (Grün).

Bild

In dem Gefühl der Beklemmung suchen wir uns wieder die 3-4 stärksten Eindrücke heraus (pinke Kugeln). Das können weitere Emotionen aber auch Bilder, Erinnerungen, Geräusche, Farben etc. sein. Beispielsweise, könnte es ein Gefühl sein unter Druck zu stehen oder die Erinnerung an den Streit mit dem Freund/Freundin am Voraben. Diesen "Zoomeffekt" kann man in endlosen Stufen vertiefen, es hat sich aber gezeigt, dass drei Abstufungen für gewöhnliche Anliegen völlig ausreichen. Viel wichtiger ist es, auf minimum 3 "grüne" und 3 "pinke" Aspekte einzugehen, damit man eine zuverlässige Gegenprobe hat und somit die Übersetzung der unbewussten Eindrücke zuverlässig ist.
In diesem Beispiel könnten die übrigen "grünen" Gefühle Aufruhr und Müdigkeit, Vorsicht, Erschöpfung und Erinnerungen an einen Konflikt darstellen. In diesem Fall zeigte sich, dass der Probant Ärger mit seiner Freundin hatte, welche mit ihm zusammenlebte. Da der Streit nicht beendet wurde, glaubte sein Unterbewusstsein, sie könnte jederzeit ins Schlafzimmer platzen und erneut "angreifen", deshalb gelang ihm die Entspannung nicht, was ihm aber nicht bewusst war.

Mit dieser Technik erreicht man, dass das diffuse "Ahnungsgefühl" bzw. "Gemurmel" mehr Struktur erhält und es zeigen sich oft Bestandteile in einer einzelnen Emotion, der man sich nicht bewusst war. Aus diesem Grund muss man sich als Anwender allerding darüber im Klaren sein, dass man eventuell auf verdrängte Aspekte stoßen kann, die man eigentlich garnicht wahrhaben will.

Dies ist nun schon der dritte Teil der "Selbstgespräche"-Reihe. Die nächste Folge erscheint wieder in einer Woche, vorrausgesetzt das Interesse bleibt bestehen. Viel Spaß beim Ausprobieren.
Für Fragen und Anregungen stehe ich selbstverständlich weiterhin zur Verfügung

MFG Bazur
Hier könnte ein schlauer Spruch stehen. Tuts aber nicht.
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m.d.
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Beitrag von m.d. »

Nach dem der Probant sich in das Unterbewusstsein hineinversetzt, spürt er als Reaktion auf die Frage ein Gewirr aus Eindrücken im inneren Ich.
Was wenn er das nicht schafft, also keine Eindrücke hervorkommen und man einfach nur "Leere" bemerkt?

mfG.
Bazur
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Beitrag von Bazur »

Im zweiten Artikel steht die genaue Vorgehensweise, wie man das Selbstgespräch einleitet.
Für den Anfang ist es hilfreich, wenn man sich das Prozedere als Rollenspiel vorstellt und den Dialog laut ausspricht. Wenn es beim ersten Mal nicht klappt ist es kein Problem. Einfach gelegentlich wiederholen, denn Übung macht den Meister.
Darüberhinaus ist es hilfreich, wenn man nicht gleich mit den Fundamentalen Fragen des Lebens anfängt, sondern klein beginnt. Wir kennen alle den "kleinen" Dialog "Wo habe ich meine Schlüssel verlegt?". Diesen Dialog einfach bewusst ablaufen lassen.

Wenn sich was an deinem Problem ändert oder auch nicht, dann meld dich einfach wieder- aber übe ruhig eine Weile.

MFG Bazur
Hier könnte ein schlauer Spruch stehen. Tuts aber nicht.
Revilo
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Beitrag von Revilo »

Merci :D
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Rai
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Beitrag von Rai »

definitiv gut gelungen ja :D 8)
Sieh die Welt in einem Sandkorn und den Himmel in einer wilden Blume.

Halt die Unendlichkeit in der Fläche deiner Hand und die Ewigkeit in einer Stunde.
-
William Blake

http://welten-wanderer.com/
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