Schweigen

Wie entwickelt man das eigene Bewusstsein weiter? Kritische Betrachtungen und Selbstreflexionen. Diskussionen über Philosophie, Psychologie, Alltagserfahrungen, neue Perspektiven.
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m.d.
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Schweigen

Beitrag von m.d. »

Von den Gurus im Orient, die öffentlich oder geheim lehren, bis zu den wenigen Kabbalisten
in westlichen Ländern, die es unternehmen, ihre Schüler die
Anfangsgründe der heiligen Wissenschaft zu lehren - diesen
westlichen Hierophanten, welche oft selbst nichts von der
Gefahr wissen, der sie sich aussetzen --, sind alle diese
„Lehrer" demselben unverletzlichen Gesetz unterworfen. Von dem
Augenblick an, in dem sie wirklich zu lehren beginnen, von dem
Augenblick an, in dem sie ihren Schülern irgendeine Macht
übertragen- ob psychisch, mental oder physisch-, bis zu dem
Augenblick, in welchem Initiation aus dem Schüler einen
Meister und ihn seinerseits verantwortlich macht, nehmen sie
alle in Beziehung zu den okkulten Wissenschaften stehenden
Begehungs- oder Unterlassungssünden des betreffenden Schülers
auf sich.

HELENA PETROWNA BLAVATSKY
PRAKTISCHER OKKULTISMUS
Wie viel seid ihr gewillt anderen zu erzählen von eurem Wissen und wenn ja, wo zieht ihr eure Grenze?

LG.
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Sigrun
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Beitrag von Sigrun »

Ich denke man ist von Grund auf für seine Handlungen verantwortlich.
Wer schweigt ist für sein Schweigen genauso verantwortlich, wie der der spricht für die Botschaft.
Es gibt auch beim Lehren nur einen falschen und richtigen Weg und der ist für den Lehrer sicher nicht so einfach zu sehen. Wie in der Schule kommen eben manche Schüler durch und manche nicht. Ein guter Lehrer wird damit leben und sein System verbessern, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es auch beim Lehren keine Perfektion gibt und immer wieder mal jemand die Schule frühzeitig verlässt, Mist baut oder sogar die anderen Schüler dazu verleitet mit ihm Blödsinn zu machen.
Ich habe im Okkultismus noch keine große Unterschiede zu normalen Lehrsystemen erkennen können. Die Verantwortung ist jedenfalls natürlich karmisch sehr viel komplexer wenn man sich zum "Lehren im Reich der Ursachen" entschließt.
Es ist wie beim Eltern werden, nur man wird das Kind halt vielleicht für die nächsten 10000 Inkarnationen nicht los, anstatt für 18 Jahre - "drum prüfe wer sich bindet".

Ich höre oft, dass man seine Erkenntnisse nicht wie "Perlen vor die Säue" werfen soll, aber die Perlen zuhause wegzuschließen ist auch nicht die Lösung.
Jede echte Erkenntnis kann ohnehin nur selbst gemacht, erreicht und erlebt werden und Jeder (auch ein Schüler, denn Schüler sind wir alle irgendwo) trägt damit sein eigenes Karma.
Ursächlich sind wir alle mit vielen Strängen verwoben und haben alle für irgendwen Verantwortung aber in einer Welt mit unendlich vielen Seelen sollte man zumindest eben gut prüfen, wen man da lehrt und v.a. was.
Die eigene Erfahrung wie toll mächtig und göttlich sie auch gewesen sein mag, oder die Erkenntnis über ein kosmisches Gesetz sind keine "echten sinnvollen Lehren" und sehr oft karmisch eher schädlich, wenn man sie verbreitet.
Man kann heute nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, aber das heißt nicht, dass diese Dinge besser aufgenommen werden, als in irgendeiner anderen Zeit.
Ich denke wenn man Andere zu dem Punkt bringt, an dem die eigene Erfahrung ermöglicht wird und sein eigenes Ego nicht durch fantastische Erzählungen und Erfahrungen im Lehrprozess pusht ist man in jedem Fall auf dem kosmisch sinnvolleren Pfad, als wenn man sich als Allwelts-lehrmeister ausruft.

Ein Beispiel:
Die meisten Menschen schreien halt gerne ihre Meinung (egal was betreffend) hinaus und auch wenn Fr. Blavatsky nicht mehr direkt dafür verantwortlich ist, trägt sie natürlich zum Teil die ursächliche Verantwortung für die Theosophie, die gerne laut schreit und wenig verschweigt. Ansich ein gutes Beispiel für eine Lehre, die viel erzählt aber eigene Entwicklung eher erschwert, weil die innere Verbindung beim literarischen Sezieren eines Gesetzes schrittweise getötet wird. Jede Theorie hindert irgendwann die Praxis und jedes äußere System den inneren Kern.

Für mich ist am Ende ein guter Lehrer jemand, der mich auf neue Gedanken bringt, die ich noch nicht erwägt habe und dann seine Wege geht und mich in Ruhe lässt.
Wenn das für Beide, den Lehrer und den Schüler okay ist unterbindet uns beide diese Vorgehensweise von weiterer Verantwortung und/oder Schuld.
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m.d.
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Beitrag von m.d. »

Die eigene Erfahrung wie toll mächtig und göttlich sie auch gewesen sein mag, oder die Erkenntnis über ein kosmisches Gesetz sind keine "echten sinnvollen Lehren" und sehr oft karmisch eher schädlich, wenn man sie verbreitet.
Hast du ein Beispiel für solch ein kosmisches Gesetz, dass da eher schädlich wirken kann?
Ansich ein gutes Beispiel für eine Lehre, die viel erzählt aber eigene Entwicklung eher erschwert, weil die innere Verbindung beim literarischen Sezieren eines Gesetzes schrittweise getötet wird.
Die Entwicklung soll gestört werden, weil man etwas näher erläutert? Und welche "innere Verbindung" ist hier gemeint?
Sojemand
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Beitrag von Sojemand »

Es ist eigentlich ganz einfach: Wer fragt, bekommt Antworten.

Das Problem ist eher, wie man fragt, aus welchem Grund, zu welchem Zweck. Es gibt kein "geheimes Wissen", noch gibt es Wissen, welches bewusst verschwiegen wird. Es liegt alles offen da. Allein der eigene Antrieb bestimmt, wann man was erkennt.

Wenn nun jemand eine Frage hat, liegt es an dem, der die Antwort kennt, einzuschätzen, in welcher Form der Fragende in der Lage ist, die Antwort zu verstehen. Somit besteht die einzige Verantwortung des "Lehrers" darin zu erkennen, was der Fragende in der Lage ist zu verstehen, denn es ist ja klar, dass man höhere Mathematik nicht versteht, ohne dass man vorher versteht, nach welchen Gesetzen Formeln und Axiome aufgebaut sind.

Es ist wirklich lustig, wie selbsternannte "Lehrmeister" mit Weisheiten und "kosmischen Gesetzen" um sich werfen und sich so eine Aura des mystischen zu geben versuchen. Wenn schon Dinge gesagt werden wie:
"von dem Augenblick an, in dem sie ihren Schülern irgendeine Macht übertragen- ob psychisch, mental oder physisch-"
Dann müsste sich die eigene Augenbraue schon bis über den Haaransatz heben. Ausnahmslos ALLE, die solche Dinge behaupten, verstehen entweder nicht, wovon sie reden und wollen damit ihre eigene Unkenntnis verbergen, wollen sich wichtig machen oder, was zumeist der Fall ist, die Leichtgläubigen täuschen und sie zu ihrem eigenen Vorteil manipulieren.

Antworten sind immer direkt, ohne Umwege und klar. Auf Wunsch werden sie wiederholt, verdeutlicht, eingehend erläutert, mit Beispielen untermauert, sind in sich nachvollziehbar, unabhängig überprüfbar und haben direkten Bezug zu dem der fragt. Was er daraus macht, ist allein seine Sache. Im besten Fall fragt er immer weiter, stößt dabei an die Grenzen desjenigen, der ihm Antwort gibt und sucht daraufhin nach anderen, die mehr wissen.

Kein kosmisches Gesetz hindert ihn daran, fügt ihm Schaden zu oder übt irgendwelchen mystischen Einfluss auf ihn aus. Allein er selbst bestimmt, wie er weiter geht, mit allen Konsequenzen. Wer sich entscheidet, bei Rot über eine Ampel zu laufen ist einfach nur dumm und kein noch so "geheimes Wissen" würde ihn vor dem Lastwagen retten, wo es einfach nur ein offenes Auge für seine Umwelt schon getan hätte. So ist es mit Allem.

Jo, man könnte auch den Begriff "Okkultismus" mit "ich nix verstehen" übersetzten. ;)
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Zuka
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Re: Schweigen

Beitrag von Zuka »

m.d. hat geschrieben: Wie viel seid ihr gewillt anderen zu erzählen von eurem Wissen und wenn ja, wo zieht ihr eure Grenze?
Persönlich habe ich beschlossen nichts mehr einfach so öffentlich zu erzählen. Zum Teil wegen der ethischen Verantwortung und zum anderen weil die meisten das Thema ohnehin nicht verstehen (werden), weshalb es unnütz ist darüber zu reden, besonders wenn Personen sich mit dem Thema weder theoretisch noch praktisch befasst haben. Erst, wenn man mich direkt über PN oder sonstwie fragt, bin ich gewilligt insofern die Frage zu beantworten, dass sie für jedermann verständlich ist. Allerdings handelt es sich bei einer Allgemeinantwort eben nicht um eine Detailantwort und ist daher auch NICHT ausschlaggebend für ein ganzes System/Lehre/usw.

Wie Sojemand wunderbar erklärt hat, ist es wie gesagt eine Frage des Verstehens des "Schülers". Wenn ich eine Frage wie: "Was ist das Noumenon?" in der Magie beantworten müsste, so würde ich es insofern im groben tun, sodass Person X zumindest ein vages Bild davon hat, denn die Detailantwort würde ihm gänzlich unklar, verschwommen und unerkennbar erscheinen und sollte erst dann gegeben werden, wenn Person X bereits geübt genug ist und das notwendige praktische und theoretische Wissen erlangt hat. Wenn aber Person X explizit danach fragt wie bspw. die Funktionseinheit des Noumenon zu verstehen ist, so werde ich auch hier genau die Frage beantworten. Wie weit aber dann der "Erkenntnishorizont" des Verstehens reicht, das ist, wie ich bereits gesagt habe, eine Frage der Erfahrung in Magie (theoretisch und praktisch) von Person X.

MfG,
Zuka.
http://search-for-truth.square7.ch/ -- Magie und Kantforschung. Arbeit mit einer naturwissenschaftlichen Magie und Beseitigung von Mystifizierung, Religionisierung in der Magie
Rokudou

Beitrag von Rokudou »

Das ist aber eine Einstellung die devinitiv auch nach hinten losgehen kann.
Und generell.....einem anderen gegenüber schon von Anfang an mit solch einer "elitären" Haltung zu begegnen wie "...und zum anderen weil die meisten das Thema ohnehin nicht verstehen (werden)..." ist nicht nur unterste Schublade sondern bietet auch noch die Möglichkeit sich selbst irrsinnig zu blamieren...

Denn was wäre wenn der Spieß umgedreht wird und sich das eigene, überhebliche Ich in der Position des "unverständigen Idioten" selbst wiederfinden oder gar erkennen würde....

Aber ich glaube das hatten wir schon mal und man konnte aus den Reaktionen des Betreffenden vieles über Charakter und "Seelenschulung" lernen. Soviel zum Thema "Verständnis" und "Erkenntnishorizont". Ohne Trivia wirds hier wohl nie gehen bei so viel "Selbstvertrauen" und "Selbsteinschätzungsgabe".......
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