Wissenschaftler und UFOs (aus Sicht eines Soziologen)

Extraterrestrische Themen wie Exopolitik, Ufologie und sonstige Phänomene außerhalb des Erdorbits.

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Ramsay Bolton
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Wissenschaftler und UFOs (aus Sicht eines Soziologen)

Beitrag von Ramsay Bolton »

Es gab einen recht bekannten Soziologen namens Arnold Karl Franz Gehlen (* 29. Januar 1904 in Leipzig; † 30. Januar 1976 in Hamburg), der sich gefragt hat: Was genau ist oder was genau macht eigentlich Wissenschaftler aus bzw. wie funktioniert der Wissenschaftsbetrieb?

Er beschreibt Wissenschaft als "Marktgeschehen", bei dem es darum geht, wie er es nennt, möglichst viel "symbolisches Kapital" zu akkumulieren, also anzuhäufen.

Symbolisches Kapital klingt vielleicht etwas abstrakt, lässt sich aber ganz einfach messen. Beispielsweise durch Veröffentlichungen in renommierten Fachblättern oder Gutachtertätigkeiten. Jeder Wissenschaftler ist bemüht dieses Kapital anzuhäufen und durch seine Kollegen annerkannt zu werden. Es geht dabei also weniger um heere Ziele wie Wahrheitsfindung. Ein "schlauer" Wissenschaftler geht taktisch vor. Er schwimmt vielleicht eher auf einer Welle mit, die gerade in Mode ist (Mikrochips) und investiert nicht oder lässt nicht Geld investieren im Bereich der Erforschung von UFO-Phänomen. Wenn man letzteres täte und das kann jeder recht genau einschätzen, häuft man kein symbolisches Kapital an sondern man verspielt symbolisches Kapital.
Liegt ganz einfach daran, dass allein schon die Abkürzung UFO (unidentified flying objekt), obwohl sie mitnicht beinhaltet, es handele sich um Aliens, ein Tabu-Begriff ist.

Das Wort "Tabu" kommt aus Polynesien (18. Jahrhundert) und tritt immer genau dort auf, wo eine bestehende herrschende Ordnung in Frage gestellt wird. Außerirdische Lebensformen, die uns hier besuchen, haben mit Sicherheit eine Entwicklungsstufe jenseits unserer Vorstellungskraft erreicht, was letztendlich sogar eine politische Aussage ist, weil sich Außerirdische durch ihre Anwesenheit natürlich in unsere Welt begeben, sprich präsent sind.

Die Methodik der Weltbeherrschung, die das europäische Denken prägt, wird in diesem Fall dafür keine Lösung finden können. Einfaches Gegenbeispiel: Die Entdeckung Amerikas. Man hat sie dann "Indianer" genannt. Ist eine nicht zu unterschätzende Verunsicherung des abendländischen Selbstverständnisses gewesen. Man hat dann diese Völker dann versklavt und Ihnen unser Glaubenssystem oktroyiert. Funktioniert bei Außerirdischen natürlich nicht und das macht Angst. Angst ist eine sehr effektive Komponente im menschlichen Verhalten.

Mit anderen Worten: Wenn eine UFO auf dem Rasen des weißen Hauses landet, verliert das neueste IPhone plötzlich an Attraktivität. Jeder Wissenschaftsjournalist, der auch gar nicht die Zeit hat, sich intensiv mit solchen Themen auseinander zu setzen, ist mit einem ironisch Kommentar ("es werden wohl wieder die Aliens gewesen sein") auf der sicheren Seite.

Was wiederum gut ankommt: eine Spiegelüberschrift lautete: "Mit Superteleskopen wollen Wissenschaftler nach Alienes fahnden!". Das entspricht schön der Vorstellung des Weltbeherrschers, das kommt gut an, das ist legitim.
Aber wenn es andersherum läuft und diese Wesen uns besuchen... das geht wiederum nicht....
Sojemand
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Beitrag von Sojemand »

Die Menge an Veröffentlichungen als Maß für symbolisches Kapital zu betrachten ist interessant und sicher berechtigt, greift aber insofern etwas zu kurz, weil eben die Menge an peer reviewten Veröffentlichungen ein recht zuverlässiger Indikator über die tatsächliche Kompetenz eines Wissenschaftlers auf einem bestimmten Gebiet Auskunft gibt. Das hält den Wissenschaftsbetrieb weitestgehend frei von Unsinn und spart Zeit. An sich ein gutes System.

Das schafft aber auch Beschränkungen, mit denen wir mangels Alternativen jedoch leben müssen. Das UFO Phänomen ist ein Opfer dieser Beschränkungen und beileibe nicht das einzige.

Das Fermi-Paradox ist ein Stachel im Fleisch der Forschung, welcher auch das UFO Phänomen betrifft. Wir haben seit Jahrzehnten den Himmel akribisch abgesucht, abgehorcht und alle Sterne, welche man mit bloßem Auge sehen kann, unter die Lupe genommen. Allerdings nicht den winzigsten Hinweis auf intelligente Spuren gefunden. Dabei müssten sie uns geradezu anspringen.

Es ist wirklich paradox, denn gäbe es in unserer Galaxie Zivilisationen, welche uns voraus sind, MÜSSEN sie irgendwelche Spuren hinterlassen haben, die wir mit unserer heutigen Technik sehen könnten. Die Menschheit selbst ist Heute bereits in der Lage, wenn sie es denn wollte, uns für jeden Beobachter unübersehbar zu präsentieren. Wir haben mit unseren Funksignalen bereits eine Blase von gut 200 Lichtjahren im Durchmesser geschaffen, die eine Zivilisation innerhalb dieser Blase mit dem Stand unserer heutigen Technik empfangen könnte.

Die meisten Heute lebenden Menschen werden es noch erleben, wie wir erste Sonden per „Project Starshot" zu unseren benachbarten Sternen schicken werden. Von da an ist es kein großer Schritt mehr, größere Sonden oder Roboter, selbstreplizierende Systeme oder was auch immer hinterher zu schicken. Damit hinterlassen wir schon die Art von Spuren, die jede Zivilisation im Laufe ihrer Entwicklung hinterlassen müsste.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass eine Zivilisation irgendwann eine höhere Ebene der Existenz entdeckt, die die Nutzung von Technologie wie wir sie kennen überflüssig macht, so müssten sie vorher erst einmal wie wir das Feuer entdecken, das Rad erfinden, lernen, wie man elektromagnetische Strahlung manipuliert, wie Kernphysik funktioniert usw.

Wenn es wirklich so viele Zivilisation da draußen gäbe, wie es das Fermi-Paradox nahe legt, dann müssten wenigsten eine Hand voll davon im Zuge ihrer Evolution Spuren ihres Tuns im Licht ihrer Sonnen, in deren Bewegung, auf anderen Planten oder im Raum hinterlassen haben, die wir überall sehen müssten. Wir müssten schwache modulierte Radiosignale unbekannten Inhalts oder thermische Streustrahlung sehen, unnatürliche Spitzen im Lichtspektrum von Sternen oder Objekten während eines Transits. All das müssten wir bereits Heute sehen können, denn wir haben den Himmel schon äußerst gründlich abgesucht. Aber da ist nichts. Nicht das Geringste. Alles ist so gespenstisch lautlos, dass man nach aller Vernunft nach annehmen muss, da Draußen gäbe es nichts, dass wir tatsächlich allein sind.

Jetzt gibt es aber das UFO Phänomen. Nun muss man bei ehrlicher Betrachtung hier jedoch annehmen, dass es etwas darstellt, was nach den derzeit bekannten Gesetzten der Physik unmöglich sein sollte, und doch ist es da.

Der Grund, warum es ignoriert wird ist das Fermi-Paradox. Würden wir dezente Hinweise sehen, dass es hier und da Anzeichen von Intelligenz gibt, wäre es kein besonders großer Schritt anzunehmen, bei dem UFO Phänomen müsste es sich um andere Intelligenzen handeln, deren Verhalten uns nur deshalb rätselhaft erscheint, weil wir noch zu primitiv sind um sie zu verstehen. Damit hätte kein Wissenschaftler ein Problem und es gäbe keine Kontroverse.

Da wir aber nichts sehen, warum sollte ausgerechnet bei uns Besuch von Außerhalb aufschlagen? Woher sollten sie kommen? Das passt nicht zusammen. Irgendwas übersehen wir, verstehen wir nicht, sehen es nicht. Mit diesen Widersprüchen lässt sich nicht vernünftig arbeiten und kein ernsthafter Wissenschaft arbeitet damit, weil er schlicht nicht kann.

Sollte die Menschheit irgendwann mit anderen Intelligenzen offen Kontakt haben, wäre das Interessanteste die Antwort auf die Fragen des Fermi-Paradox.
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