Schattenarbeit - Einführung

Wie entwickelt man das eigene Bewusstsein weiter? Kritische Betrachtungen und Selbstreflexionen. Diskussionen über Philosophie, Psychologie, Alltagserfahrungen, neue Perspektiven.
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Amillea
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Schattenarbeit - Einführung

Beitrag von Amillea »

Schattenarbeit ist ein eigentlich komplexes Thema, das sich aber auf einen einfachen Nenner reduzieren lässt: Die Arbeit am Verdrängten.
In der modernen Psychologie war es C.G. Jung, der die Heilung des Geistes durch erleben und verarbeiten von verdrängten Aspekten (eben den "Schatten") unserer Persönlichkeit beschrieb.

Schatten hört sich im ersten Moment reichlich negativ an, doch jeder Mensch hat Seiten, die er nur ungern zeigt. Wenn diese Seiten verdrängt werden, können sie im Stillen wachsen und wachsen und uns genau dann übermannen, wenn wir es am wenigsten gebrauchen können.
Das kann uns aber auch helfen, unsere Schatten aufzuspüren und an Tageslicht zu lassen. Es gibt ein paar Dinge auf die wir achten können, um herrauszufinden, was wir so begraben haben:
  • - Wir reagieren sehr heftig oder sogar irrational auf manche Menschen, weil sie Eigenschaften repräsentieren, die wir in uns zu unterdrücken versuchen.
    - Wir erheben andere Menschen auf einen Sockel und machen sie zu Idolen, da sie Eigenschaften repräsentieren, die wir unterdrücken.
    -Wir tun immer wieder bestimmte Dinge ohne Absicht, so als stünden sie nicht unter unserer Kontrolle.
    - Wenn wir unbewusst ein Verhalten wiederholen, ist das ein Hinweis auf einen Schatten, der das Ruder übernommen hat.
Aber hier ist es wichtig zu differenzieren: Es braucht Erfahrung und Menschenkenntnis, um aufgrund irrationalen Verhaltens, bei anderen ein unterdrücktes Muster zu vermuten.

Muster zu unterdrücken ist in unserer Entwicklung absolut Notwendig. Ein Kind muss lernen, dass es durch Aggressionen nicht seinen Willen durchsetzen kann. Allerdings kann die Aggression, wenn sie zu einem Schatten wird, im späteren Leben in den ungünstigsten Momenten zu Tage treten und brüllen: "Hallo hier bin ich! Nimm mich wahr! Erkenn mich an! Integrier mich wieder!"
Unsere Schatten geben uns immer wieder die Chance, sie zu erkennen und neu zu bewerten, ob es noch Sinn macht, sie von unserer Persönlichkeit zu trennen oder ob es Zeit ist, sie zu integrieren.

Wenn man bereit ist, seinen Schatten anzunehmen und zu integrieren, sollte man genau das auch tun: Ihn annehmen und integrieren.
Wie genau das gehen kann, ist von Schatten zu Schatten unterschiedlich und leider gibt es auch kein Patentrezept. Es ist ein Prozess, der nicht von heut auf Morgen geschieht.
Oft wird man nach Monaten oder sogar Jahren regelrecht mit der Nase darauf gestoßen, dass man aufgehört hat, zB unter enormen Stress, irrational zu reagieren. Manchmal geht einem auch selber das sprichwörtliche Licht auf und man bemerkt, dass sich Charakterzüge geändert haben.
Ein paar Methoden der Schattenarbeit, die sich bei vielen Menschen bewährt haben sind:
  • - eine Schamanische Reisen machen, um den Schatten zu finden und sich ihm zu stellen und ihn zu integrieren
    - intuitives Malen und anschließendem Auseinandersetzen mit dem Bild
    - luzides Träumen, um dem Schatten im Traum zu begegnen und zB mit ihm zu reden, anstatt vor ihm davon zu laufen
    - das Arbeiten in einer Gruppe, die einen stützt und mit einem zB eine Traumreise (geführte Meditation) macht, um sich dem Schatten zu stellen
Es werden auch Seminare angeboten, um seinen Schatten zu begegnen und sie zu integrieren.

Wenn wir begonnen haben, den Schatten in unser Leben zu integrieren, fangen wir an, Situationen bewusster zu werten und zu hinterfragen. Die Frage: "Wieso reagier ich so wie ich reagiere, ist das angemessen?" kann uns immer wieder helfen, herauszufinden, ob und wieweit die Integration fortgeschritten ist.
Und wenn Sie mich suchen: Ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf. Genauer gesagt, auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik. Gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie. Also nur, falls Sie mich suchen.
(Bernd das Brot)

Just lost in meditation...
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