Meiner Meinung nach kommt es auf jeden Fall darauf an, ob ein Lebewesen
gegen seinen Willen getötet wird, oder nicht:
1. Wenn ein Lebewesen eines unnatürlichen Todes stirbt, ist das aller Wahrscheinlichkeit nach gegen seinen Willen gewesen.
2. Wenn es des natürlichen, unbeeinflußten Todes stirbt, verhält es sich anders.
Ich mache hier erstmal keinen Unterschied zwischen Menschen, wie wir es sind (gesamte Menschheit), und anderen Tieren; auf beide kann Fall 1. oder 2. zutreffen, es wird nur vor Gericht anders verhandelt.
Wenn Fall 2. zutrifft, denke ich, daß das Lebewesen spürte, wie es Schritt um Schritt seinem natürlichen Ende zu ging; es ist bereit, den Körper zu verlassen, denn das ist nunmal der Lauf der Dinge (wie es so schön heißt).
Wenn Fall 1. zutrifft, nennen wir das beim Menschen "Mord" (davon gibt es in einigen Ländern rechtsbedingte Abweichungen, z. B. bei der Sterbehilfe) und bei Tieren Notwendigkeit. Damit ist für mich in meiner Betrachtung der Fall "Mord" abgehandelt.
Aber bei Tieren heißt es "Notwendigkeit"; diese "Notwendigkeit" wird von manchen Menschen angezweifelt und das ist auch gut so (Konflikte helfen, über verschiedenes nachzudenken). Ich bin btw. bekennender Fleischesser
Ich pflege es aber seit einiger Zeit, mich bei dem, was ich esse zu bedanken, daß es sich für mich - ob nun aus freien Stücken oder nicht - geopfert hat. Ich finde, soviel Respekt sollte man dem Leben schon entgegenbringen, egal, ob es ein Tier oder eine Pflanze ist. Ich tue das, weil ich die Meinung vertrete, daß es natürlich ist; in der Natur ißt ein Lebewesen ein anderes und Menschen sind - ob sie es wollen oder nicht - Teil dieser Natur. Der Unterschied, der den Menschen auszeichnen
kann ist, daß er sein Handeln überdenken kann.
Ich mag mich nicht sonderlich gut mit den Prinzipien der Veganer auskennen, aber ich glaube, daß sie beispielsweise Fallobst essen. Nun, dieses Fallobst ist zwar vom Baume gefallen, aber es kann - und das ist der eigentliche Sinn - zu einem neuen Baum heranwachsen. Somit würde, wenn ich richtig glaube, diesem zukünftigen Baum doch das Leben genommen. Macht für mich wenig Sinn. Dasselbe gilt für Nüsse, auch sie sind "Kinder" der Pflanze, der sie genommen wurden.
Im Grunde möchte ich darauf hinaus, daß - egal wer was ißt - es niemals, außer die Pflanze oder das Tier würde einwilligen, "gerecht" sein kann. Also wäre es für mich irrelevant, was ich esse, es bedeutet, daß irgend ein Lebewesen für meinen Hunger sterben
muß.
Das bedeutet für mich persönlich, daß ich keine Wahl habe, daß ich Nahrung aufnehmen muß und daß das niemals gerecht sein kann. Also muß ich andere Wege finden, um mit der von mir verursachten Ungerechtigkeit klar zu kommen. Ich kann das Lebewesen, postmortem, um Vergebung bitten, daß ich für seinen unnatürlichen Tod verantwortlich bin; auch wenn ich "nur" einer von Millionen bin, die diese Tiere essen.
Aber back to topic
-> Ich denke, Spiritualität hängt mit der Lebensweise und -einstellung zusammen. Wenn ich überzeugter Fleischesser bin und der Meinung, das sei unumstritten richtig so, bin ich doch im Grunde "mit mir im Reinen". Vielleicht ist dieses Gefühl bei Veganern nur weiter verbreitet auf Grund des Weges, der zum Veganertum führt; die meisten Menschen sind schließlich Fleischesser - wie mit der Häufigkeit von Auto- und Flugzeugunfällen (in gewisser Weise *gg*).