secretoceans nächtliche Philosophierstunde

Wie entwickelt man das eigene Bewusstsein weiter? Kritische Betrachtungen und Selbstreflexionen. Diskussionen über Philosophie, Psychologie, Alltagserfahrungen, neue Perspektiven.
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secretocean
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secretoceans nächtliche Philosophierstunde

Beitrag von secretocean »

Hallo liebe Community,

da die nächtliche Zeit bei mir einen generell verbesserten Gedankenfluss bewirkt :D wollte ich diese Zeit nutzen, um mit anderen über Fragen zu philosophieren und zu diskutieren, die man sich generell in der Gesellschaft nicht traut, zu besprechen.

Ich mache mal den Anfang:

Inspiriert durch dieses Bild des "Initiatory Golden Dawn"-Tarot frage ich mich, gesetzt, man sei der dargestellte Eremit, was der Wert des Wissens an sich ist. Macht es Sinn, sich Wissen um des Wissens Willen anzueignen - aus einem tieferen, inneren Interesse heraus, die Welt verstehen zu wollen? Oder ist ein solches Verhalten sinnlos, und der Wissenserwerb macht nur dann Sinn, wenn man das erlangte Wissen auch praktisch anwenden kann? Wie fühlte man sich als ebendieser Gelehrte, der abseits der Gesellschaft allein den Pfad des Wissens beschreitet, im Gegensatz zu einem einfachen (pardon) BILD-Leser, Deutschland-sucht-den-Superstar-Gucker? Ist es ein Fluch oder ein Segen, eine Bürde oder eine Ehre, diesen Weg zu gehen? Und wie steht es um die Menschen, die gelegentlich diesen Eremiten um Rat fragen: suchen sie wirklich seine Gesellschaft, oder wollen sie bloß Antworten auf ihre Fragen? Wie viel Ehre und Achtung erbringen sie diesem Menschen? Oder wäre er für das gemeine Volk, das im gedachten Dorf weit unterhalb des Gebirges, wo der Eremit lebt, lebt, bloß ein Mittel zum Zweck? Nach dem Motto: Da haben wir ja unseren Schlaumeier, der uns das Denken abnimmt, damit sich unsere Probleme durch seine Tipps lösen und wir weiter saufen und feiern können?

secretocean
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Re: secretoceans nächtliche Philosophierstunde

Beitrag von Regor »

secretocean hat geschrieben:Hallo liebe Community,

da die nächtliche Zeit bei mir einen generell verbesserten Gedankenfluss bewirkt :D wollte ich diese Zeit nutzen, um mit anderen über Fragen zu philosophieren und zu diskutieren, die man sich generell in der Gesellschaft nicht traut, zu besprechen.

Ich mache mal den Anfang:

Inspiriert durch dieses Bild des "Initiatory Golden Dawn"-Tarot frage ich mich, gesetzt, man sei der dargestellte Eremit, was der Wert des Wissens an sich ist. Macht es Sinn, sich Wissen um des Wissens Willen anzueignen - aus einem tieferen, inneren Interesse heraus, die Welt verstehen zu wollen?
Wenn man sich das Wissen nur um des Wissens willen aneignet, dann ist das nicht nur sinnlos sondern auch ziemlich einfältig.
Wen einen der Wunsch treibt die Welt verstehen zu wollen, dann ist das zumindest als Triebfeder gut. Es steht ja im Gegensatz zum Wissen um des Wissens Willen.
secretocean hat geschrieben: Oder ist ein solches Verhalten sinnlos, und der Wissenserwerb macht nur dann Sinn, wenn man das erlangte Wissen auch praktisch anwenden kann?
Wie gesagt, Wissensanhäufung um des Wissens Willen ist sinnlos.
Das erlangte Wissen praktisch anwenden zu können ist aber auch nur ein Anfang.
Die Zusammenhänge führen erst zu Einsicht, die blosse Anwendung einzelner Bereiche jedoch eher nicht.
secretocean hat geschrieben: Wie fühlte man sich als ebendieser Gelehrte, der abseits der Gesellschaft allein den Pfad des Wissens beschreitet, im Gegensatz zu einem einfachen (pardon) BILD-Leser, Deutschland-sucht-den-Superstar-Gucker? Ist es ein Fluch oder ein Segen, eine Bürde oder eine Ehre, diesen Weg zu gehen?
Es ist nichts von alledem. Es ist zunächst mal eine selbstgewählte Aufgabe, unabhängig von den Beweggründen.
Wenn man es als Bürde empfindet, macht man etwas Grundsätzliches falsch...
Wenn man es als Ehre empfindet, dann hat man offenbar ziemlich einfältige, vielleicht sogar unlautere Beweggründe.
Ein Segen wird es nur dann wenn aus Wissen Weisheit wird, was auch mit einschliesst, das Wissen weiterzugeben in der Hoffnung dass sich beim nächsten daraus wieder Einsicht und Weisheit ergibt.
secretocean hat geschrieben: Und wie steht es um die Menschen, die gelegentlich diesen Eremiten um Rat fragen: suchen sie wirklich seine Gesellschaft, oder wollen sie bloß Antworten auf ihre Fragen? Wie viel Ehre und Achtung erbringen sie diesem Menschen?
Achtung sollte man jedem Menschen gleichermassen entgegenbringen, ganz gleich was er oder sie tut. Wenn sie den Eremiten VER-ehren, dann haben zumindest sie ein grundsätzliches Prinzip der Weisheit nicht verstanden.
secretocean hat geschrieben: Oder wäre er für das gemeine Volk, das im gedachten Dorf weit unterhalb des Gebirges, wo der Eremit lebt, lebt, bloß ein Mittel zum Zweck? Nach dem Motto: Da haben wir ja unseren Schlaumeier, der uns das Denken abnimmt, damit sich unsere Probleme durch seine Tipps lösen und wir weiter saufen und feiern können?
Wenn sie den Eremiten nur als Mittel zum Zweck sehen, dass ihnen jemand das Denken abnimmt, dann haben sie wieder ein grundsätzliches Prinzip der Weisheit nicht verstanden. Darüber hinaus würde es ihnen dann auch nicht auffallen wenn der Eremit tatsächlich ein subtil herrschsüchtiger Intrigant wäre. Insbesondere letzteres sehen wir ja jeden Tag wenn wir die Augen aufmachen. Insofern kann man wohl sagen, dass viele den Eremiten nicht nur als Mittel zum Zweck sehen würden sondern es ihnen im Grunde egal ist ob es tatsächlich ein Weiser ist, solange ihnen jemand sagt was sie zu tun und zu lassen haben.


Meine ganz persönlichen Ansichten zum überaus interessanten Thema

Regor
secretocean
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Beitrag von secretocean »

Ich werde bei Gelegenheit diese Gedanken mal weiterführen.
Bis dahin möchte ich darauf hinweisen, dass jeder, der sich an dieser Philosophierstunde beteiligt, sehr willkommen ist.

secretocean
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