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Ist das Gute gut und das Böse böse?

Verfasst: Di 13. Mai 2014, 20:41
von Bazur
Moin Leute, ich hatte am Wochenende sowas wie einen Geistesblitz, welcher eigentlich derart selbstverständlich ist, dass ich mich frage, ob der Gedanke genial ist weil er so einfach ist oder ich bis dato zu viel Holz im Kopf hatte um diesen Gedanken zu erfassen.
Es geht um das leidige Thema "Gut und Böse":

Das Böse verkörpert die Erfüllung eigener Bedürfnisse ohne die Konsequenzen für andere zu bedenken. Daran ist generell garnichts auszusetzen, denn, wenn ich zum Beispiel Lüge, tue ich es meist um mich selbst vor Strafe oder unangenehmen Konfrontationen zu schützen. Der Diebstahl ist ebenfalls nur die Erfüllung eines Bedürfnisses, ob es Linderung finanzieller Probleme ist, Heißhunger auf den leckeren Schokoriegel oder das Bedürfnis nach Nervenkitzel ist. In jedem Fall wird nur ein Bedürfniss gestillt, was zum gegebenen Zeitpunkt so dringend ist, dass es nicht aufgeschoben werden kann. Selbst Mord ist das stillen eines Bedarfs, zum Beispiel das Lindern von Rachegefühlen. Profit und Machtgier sind auch nichts anderes als ein quälenden Bedarf zu stillen.
All diese bösen Dinge haben eine Sache gemein: Sie betreffen immer eine Einzelperson, welche sich "egoistisch" verhält. Das Ego ist eine versinnbildlichung unserer Überlebensinstinkte und richtet sich in ihrer Deutlichkeit immer an gemachten Erfahrungen. Das heisst, wenn jemand in der Jugend arm und oft hungrig war, dann ist sein Bedarf nach finanzieller Sicherheit größer als bei anderen. Der Diebstahl zum Beipiel, währe dann nur eine Kompensierung einer Magelerscheinung.
Aber- auch Wut, Eigensinnigkeit, Wollust, etc. Sind "böse" weil sie eben nur auf eine Person bezogen sind.

Das Gute hingegen drückt sich dadurch aus, dass Jemand viel Rücksicht auf die Umgebung nimmt. Es wirkt jedoch nicht nur als Umsichtigkeit, sondern auch als das Umsetzen von Taten, welche anderen Menschen Vorteile einbringt. Es scheint, dass "gute" Menschen wenig bis garkeine Entlohnung für ihr Handeln haben wollten. Doch weit gefehlt, denn sie verlangen als Gegenleistung das größte Gut, was man nicht einmal für Geld kaufen kann: Wertschätzung und Liebe. Aber darüberhinaus fungiert das "gute" als eine Art Kompensator für schlechtes Gewissen. Der "Gute" möchte sich also von etwas freikaufen. Aber auch Personen dessen Selbstwert gering ist versuchen es vielen Menschen so recht wie möglich zu machen um von diesen, die Wertschätzung zu erhalten, die sie für sich selbst nicht generieren können. Aus dieser Sichtweise wirkt das "gute" eher unaufrichtig und verschlagen. Das Gute beinhaltet, dass man sich in aller erster Linie von sich sich selbst entfert (anti-ego) und mit dem Aussen "verhandelt". In einigen Fällen, wie beim schlechten Gewissen oder Minderwertigkeitsgefühl, währe es aber weit produktiver sich mit dem inneren Konflikt auseinanderzusetzen anstelle sich (feige?) nach aussen zu flüchten.

Diesem Gedankengang nach, ist die Wertvorstellung von gut und böse aus den Angeln gehoben, denn Böses ist positiv und negativ, genauso wie das Gute. Das Böse repräsentiert lediglich das Ich-bezogene, und das Gute, dass Aussenbezogene.

Was meint ihr zu diesen Gedanken?
Mich interessiert eure Meinung dazu

Bazur

Verfasst: Di 13. Mai 2014, 20:53
von Dlesnu
Hi Bazur,

meine Einstellung dazu ist, dass es kein "gut und böse" gibt.
Jedes Inviduum verfolgt seine eigene Absicht. Diese ist eben für die Einen "gut", für die Anderen aber "böse". Dreht man jetzt den Standpunkt wird es umgekehrt. Die "Bösen" finden die "Guten" böse, nur weil sie andere Absichten haben, als die "Bösen".

Der Aspekt mit dem Ego ist auch interessant und sehr treffend wie ich finde.
Wenn ich einen Salat klaue und ihn meiner Familie bringe, bin ich für sie gut, für den Verkäufer aber böse. Von außen betrachtet zählt man aber zu den "Bösen".
Warum? Weil man gestohlen hat. Jedoch weiß der Außenstehende nicht, warum ich gestohlen habe. Vielleicht hungert meine Familie, das weiß er eben nicht. So gesehen wäre wieder der Verkäufer "böse", da er den Hungernden keinen Salat geschenkt hat.
Es kommt immer auf den Sichtpunkt an, von welcher Person aus man es betrachtet.
Die "Guten" sind für die "Guten" gut, die "Bösen" für die "Bösen", das Gleiche gilt auch für die Feindschaft. (Dieses Beispiel bezieht sich jetzt auf größere Mächte, wie zum Beispiel in Starwars.)

Grüße, Dlensu

Verfasst: Di 13. Mai 2014, 21:02
von Bazur
Dieser Definitionsheckmeck ist, meiner Meinung nach, deshalb so interessant, weil es im gesellschaftlichen Sinn ganz klare Definitionen von gut und böse gibt. Beispielsweise ist das Böse, die treibende Kraft hinter unethischem Handeln, während das gute in Richtug Aufopferungsbereitschaft abziehlt.

Auch im Sinne der Politik und Religion, sollen wir gut sein, uns also aufopfern (aussenbewusstsein) damit sie konsumieren können (innenbewussein).

Nach dem Einhaken der Definitionen, ist gut und böse aber keine ethik moral oder pro-contra regeln, sondern zwei "Blickrichtungen" einer Einzelnen Person.

Wenn mir also jemand sagt: "sei gut", dann bedeutet es übersetzt soviel wie "erfülle nicht deine bedürfnisse, sondern die bedürfnisse von anderen". Oder?

Verfasst: Di 13. Mai 2014, 21:07
von Dlesnu
Bazur hat geschrieben:Wenn mir also jemand sagt: "sei gut", dann bedeutet es übersetzt soviel wie "erfülle nicht deine bedürfnisse, sondern die bedürfnisse von anderen". Oder?
Sehe ich nicht unbedingt so. Eigene Bedürfnisse können durchaus gut sein.
Wenn mir jemand sagt, lebe gut, dann meint jener, dass ich keine "bösen" Dinge (aus Sicht der Person selbst, bzw des Großteils der Bevölkerung, die ja eigene Regeln aufgestellt hat) tun soll, sondern gute (gleiches wie oben, nur mit gut anstatt böse).

Grüße, Dlesnu

Verfasst: Di 13. Mai 2014, 22:24
von Bazur
Eben das meine ich ja, die Differenzierung von "guten/bösen" bedürfnissen und "guten/bösen" verhalten im sinne von ethik.

Ich glaube, dass diese Differenzierung landläufig nicht gemacht wird und dadurch ggf. schlechtes Gewissen o.a. entsteht, weil jemand zum Beispiel was "böses" gedacht oder getan hat, was aber aufgrund des Bedürfnisses legitim war.

Verfasst: Do 15. Mai 2014, 07:40
von Black Lodge
Gut und Böse sind meiner Ansicht nach Begleiterscheinungen der Wahrnehmung Mensch. Ob diese von Wert und Bedeutung sind hängt wohl sehr stark davon ab wie sehr man in dieser Wahrnehmung verankert ist.

Verfasst: Fr 16. Mai 2014, 09:56
von Silas
Es scheint, dass "gute" Menschen wenig bis garkeine Entlohnung für ihr Handeln haben wollten. Doch weit gefehlt, denn sie verlangen als Gegenleistung das größte Gut, was man nicht einmal für Geld kaufen kann: Wertschätzung und Liebe.
Nicht alle "Guten" tun das aus dem Grund.Ich persönlich will wenn ich helfe - wirklich nichts.Gar nichts.Das Helfen ist für mich irgendwie einfach selbstverständlich.Nicht weil ich muss, ich kann es auch lassen.Und Dank bekommt man eh nur von den Wenigsten.Nein, ich helfe vielmehr, weil mir "Böses" bzw. Schlechtes wiederfuhr (Mobbing), und versuche mit allen möglichst geduldig zu sein weil es eine Zeit gab, in der das mit mir so gut wie niemand war.Ich möchte dass andere das haben können, was ich nicht hatte.Sicher macht es mir selbst auch ein gutes Gefühl, es ist ja nicht so, dass man vom Nettsein nichts hat.Aber ich freue mich einfach, wenn andere sich freuen.Mehr ist da nicht dahinter.Denn so etwas wie Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw. sind für mich einfach Werte, die leider vielen abhanden gekommen sind.

Ansonsten schließe ich mich - was die eigentliche Diskussion angeht - Dlesnu an.

Verfasst: Fr 16. Mai 2014, 21:18
von Lieschen Müller
Gut und böse ist für mich Ansichtssache. Das eine existiert nicht ohne die Definition des anderen. Ähnlich wie zwei Seiten einer Medaille. Je nach Charakter, Erziehung, ... definiert ein Mensch bewusst und/oder unbewusst was für ihn gute, böse oder neutrale Taten sind.
Diese setzt der Mensch nun ebenfalls bewusst und/oder unbewusst ein, um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen.

Die Erfüllung von Bedürfnissen empfinde ich eher menschlich als schlecht oder böse. Ich bin im übrigen auch der Meinung, dass mit vermeintlicher Selbstlosigkeit ein Bedürfnis befriedigt wird. Nämlich das "gut zu sein".

Als "wahrhaft böse" empfinde ich Menschen, die bewusst den schnellsten/einfachsten Weg zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse gehen ohne Rücksicht auf Verluste.

Dazu ein fiktives Beispiel:
Ein Mann möchte gerne ein neues Auto kaufen, hat dazu aber Geld. Er könnte es sich nun wie alle anderen auch erarbeiten. Stattdessen entschließt er sich dazu eine Bank auszurauben. Bei dem Diebstahl hat er das Geld sofort (schneller Weg), hat aber anderen Menschen durch den Verlust ihres Geldes Schaden zugefügt (keine Rücksicht).

Verfasst: Fr 16. Mai 2014, 21:36
von Dlesnu
"Ein Mann möchte gerne ein neues Auto kaufen, hat dazu aber Geld."

Fehlt da ein"kein"?

Verfasst: Fr 16. Mai 2014, 22:34
von Lieschen Müller
Dlesnu hat geschrieben:Fehlt da ein"kein"?
Huch :oops: jaaa

Danke Dlesnu