Ellen hat geschrieben:Dann sag mir mal nen Trick, wie man Gewissheit bekommen kann, dass es Karma gibt:)
Zu allererst steht die Selbsterkenntnis. Dann kann man die Interaktion des eigenen, erkannten Selbst mit den Vorkommnissen, Resonanzen und Synchronzitäten im Leben beobachten, und Glaubenssätze oder (was besser wäre) Neutralität allmählich in Gewißheit überführen. Irgendwann hat man soviel davon erlebt und beginnt zu erkennen, das diese Vorkommnisse jenseits des Zufalls liegen. Was aber ein gesundes
Differenzierungsvermögen nicht obsolet macht, da man sonst wieder unverifizierte Glaubenssätze mit reinmischt, oder die signifkanten Erfahrungen vor lauter dogmatischer Skepsis nicht mehr als solche erkennt (oder nicht mehr erkennen will). Beides Extreme, die in Stagnation führen.
Und sicher ist Karma ein Konstrukt von verschiedenen Religionen. Das heißt dennoch nicht, dass es nicht sein kann, dass etwas wahres dran ist.
Das habe ich auch nicht gesagt. In der Tat dürften verschiedenen Religionen sogar recht valide Puzzleteile des großen Ganzen innewohnen (bei manchen mehr, bei manchen weniger), aber sie haben dann halt nach wie vor die Glaubensvorgabe als Prämisse, welche eben konträr zur direkten Selbsterfahrung steht.
Nun ja, wenn du in Indien in einer der untersten Kasten geboren wirst, hast du auch keine große Chance, so wahnsinnig viel aus deinem Leben zu machen.
Als Einzelner nicht unmittelbar (!), aber man muss bedenken, das es in der Eigenverantwortung einer menschlichen Gemeinschaft liegt, wonach sie leben, und ob sie stagnative Entwicklungen erkennen. Dass gilt sowohl für das indische Kastensystem (mit dem Glaubenssatz karmischer Vorherbestimmtheit auf gesellschaftlicher Ebene, was wohl eher ein Machterhaltungsprinzip ist), als auch für das deutsche Hartz IV-System. Mitgehangen mitgefangen, und wenn man eine Änderung will, bedarf es einer kritischen Masse, die diese Änderung ebenso will. So lädt man das Feld der Schnittrealität mit neuer Feldsättigung auf, aus welcher allmählich (meist nicht schlagartig) Veränderung gedeihen kann.
Dazu kurz ein schöner Dialogsatz aus dem Film "Contact", der das Verantwortungsprinzip gut veranschaulicht:
A:
Ich wünschte die Welt wäre fair. Aber leider leben wir nicht in so einer Welt.
B:
Seltsam, ich habe immer gedacht, wir bestimmen, wie unsere Welt aussieht!
Das einzelne Menschen durchaus eine signifikante Feldsättigung verursachen können, ist ja bekannt (in positiven und negativen Beispielen), doch diese entfaltet sich erst durch jene, die mitresonieren, und die Sättigung verstärken bzw. weitertragen. Der Knackpunkt kommt dort, wo sich entscheidet, ob man nur eine Herde von unbewussten Mitläufern hat, welche die Verantwortung für das Selbstdenken an einen Guru / Führer / Prinzip (...) abschieben, oder ob es eine Gruppe souveräner Bewusstseine ist, die ganz genau wissen, wieso und warum sie es tun.
In vielen Fällen ist es sicher nicht das schlechteste, wenn man das einfach so akzeptiert und das beste daraus macht. Es ist ja nicht gesagt, dass man damit unbedingt unglücklicher ist, als andere in reichen Ländern.
In Einzelfällen mag das wie gesagt die einzige Möglichkeit sein, aber durch diese Denkweise entmächtigt man sich auch, was wiederum eine Form von Verantwortungsabschiebung ist. Nämlich die Verantwortung, mehr aus sich zu machen, als man momentan ist (wo übrigens keiner sagt, das es leicht ist!). Wenn man von vorne herein sagt "Ich kann eh nichts daran ändern", macht man sich zum Opfer, und da das der bequemere Weg ist, machen sich eben die meisten Menschen zum Opfer. Deshalb können auch wenige Tausend Macher problemlos Millionen passive Konsumenten beherrschen. Sowas nenne ich dann gerne "selbstgewählte Unbewusstheit".
Und dieser 'erhobene Zeigefinger', der da sagt, mach zumindest in diesem Leben nichts böses, dann werden die nächsten höchstwahrscheinlich besser werden, ist für eine Gesellschaft ganz gewiss nichts schlechtes. Sicher eine bessere Leitlinie als Abschreckung und Bestrafung duch die Polizei.
Was aber nichts anderes aufzeigt, als das die Menschen, die sowas brauchen (oder freiwillig wollen!), noch wie unreife Kinder sind, die nach Führung verlangen. Sei es Vater Staat, irgendeine Gottheit oder ein übergeordnetes, virtuelles Prinzip (wie Geld). Diese Menschen wollen sich an irgendwas festhalten, da sie zu unsicher sind, ohne diese Weltbildschubladen und Anweisungen zu existieren. Dass soll jetzt auch garnicht böse gemeint sein, denn das Mensch-Sein ist eine verdammt harte Herausforderung, und da ist verständlich, warum sich viele Menschen so verhalten (passiert auch bewusstseinsinteressierten Menschen manchmal noch). Aber es ist eben ein geistiges Gefängnis, aus dem es auszubrechen gilt, wenn man eine souveräne Seele sein möchte. Vielleicht ist das mit "Karma-Kreislauf durchbrechen" gemeint.
Die Menschen in der untersten Kaste in Indien machen dann halt in diesem Leben eine Armutserfahrung.
Um hoffentlich zu lernen, wie behämmert das eigentlich ist, und dadurch Reformen einzuleiten. Erfahrungen der Begrenztheit zu machen, ist voll ok und wichtig, solange man was daraus lernt. Aber wenn etwas stagniert, und man dadurch auch anfängt zu stagnieren, ist irgendwo der Wurm drin. Deswegen begeben sich offenbar auch immer wieder Seelen in solche Situationen, die von dort aus zu Reformern werden.
Du sagst, dass es so gewünscht wurde, bzw. sie es eilig hatten und auf die Schnelle diesen 'schlechten' Inkarnationsplatz bekamen, nach der Karmalehre wird dies mit dem Verhalten in früheren Leben begründet.
Jene, die mal schnell aufs "Geratewohl" reinspringen, scheinen meist Seelen zu sein, die noch keine Erfahrungen im Mensch-Sein gesammelt haben. Ein Kind fängt ja auch erst mit dem Dreirad an, nicht mit dem hochspezialisierten Supersportwagen (den könnte es nämlich noch garnicht handhaben, mangels Erfahrung). Später, wenn genügend grundlegende Erfahrungen gesammelt wurden, spezialisieren sich die Seelen auf gezielte Erfahrungen, die sie im Mensch-Sein machen können.
Das sind doch beides irgendwie Theorien, die ganz oder teilweise zutreffen können. Ich sehe keinen Anlass, das eine oder das andere völlig abzustreiten und zu verneinen.
Die Frage ist, was man daraus macht. Benutzt man sie als Glaubenssätze, weil sie gerade bequem sind, oder verifiziert und falisiziert man sie mit Selbsterfahrung? Gerade Falsifizierung kann da sehr unbequem und anstrengend sein, aber es ist für einen beständigen Entwicklungsfluss notwendig, die liebgewonnenen Glaubenssätze auf den Prüfstand zu stellen.
Die Unterschiede zwischen den Theorien sind doch eher gering und unerheblich.
Naja, unerheblich würde ich das jetzt nicht nennen. Immerhin geht es bei dem einen Modell um das
Erkennen der vollkommenen seelischen Eigenverantwortung und Schöpferkraft, bei dem anderen Modell hingegen um
Verantwortungsabschiebung auf übergeordnete Kräfte bzw. "Richterschaften". Letzteres wäre wie die Karma-Vorstellung, welche schlechtes Benehmen "ahndet" (eine meiner Meinung nach typisch vermenschlichte Vorstellung, ähnlich dem Bild eines strafenden Gottes!).
Es ist halt so wie es ist und vielleicht fährt man auch ganz gut damit, nicht alles verstehen zu müssen und sich von allem ein (womöglich falsches) Bild zu machen.
Unser kleiner Verstand kann da glaube ich gar nicht so wahnsinnig viel begreifen;)
Nun, das kann nur jeder für sich entscheiden. Je mehr man aus Selbsterfahrung über diese Dinge weiß, desto mehr kann stellenweise auch die menschliche "Rollenerfahrung" darunter leiden. Es sei denn, man schafft den paradoxen Spagat, beides unter einen Hut zu bringen. Aber das ist wieder ein Thema für sich, und zwar ein ziemlich pionierhaftes in der Erfahrung des Mensch-Seins.
Wow, ist das wieder viel geworden. Aber ist ja auch eine komplexe Materie (oder eben nicht
)...